Arten von Zahnimplantaten
Zahnimplantate dienen als Ersatz von Zähnen, die aufgrund von Erkrankungen, Unfällen oder altersbedingtem Verfall fehlen. Nicht für jeden Menschen eignen sich dieselben Implantate, weshalb dem Zahnarzt oder Zahntechniker verschiedene Arten zur Verfügung stehen, um für jeden seiner Patienten die richtige Lösung zu finden. Die Wahl eines geeigneten Implantats hängt entscheidend von den anatomischen Verhältnissen des Patienten, insbesondere von der Beschaffenheit seines Kieferknochens und darüber hinaus vom jeweiligen Verwendungszweck ab. Im Folgenden sollen die unterschiedlichen Zahnimplantate vorgestellt und deren Aufbau, Form, Materialien und Verwendung näher beschrieben werden.
Drei wesentliche Schritte zum Einsatz eines Implantats
Die Behandlung, die zur Herstellung eines künstlichen Zahnersatzes notwendig ist, gliedert sich grundsätzlich in drei Schritte. Nachdem die Mundhöhle saniert und der nicht erhaltungswürdige Zahn entfernt wurden, schafft der Zahnarzt ein geeignetes Bett für das Implantat. Anschließend setzt er dieses in oder auf den Kieferknochen. Dieser Schritt kann je nach Beschaffenheit der Wunde, die durch die Extraktion des natürlichen Zahns entstanden ist, in unterschiedlichen Zeitabständen erfolgen. Geschieht die Implantation unmittelbar nach der Extraktion des Zahns in die frische Wunde und im Rahmen derselben Behandlungssitzung, sprechen Zahnmediziner vom sogenannten Sofortimplantat. Nach einer mehrwöchigen Ausheilzeit wird ein verzögertes Implantat gesetzt. Kann dieser Schritt erst einige Monate nach der Zahnextraktion erfolgen, wird ein Spätimplantat gesetzt. In den meisten Fällen wird sich der Zahnarzt in Absprache mit seinem Patienten für die letztgenannte Methode der Implantation entscheiden. Im letzten Schritt der Behandlung wird das Implantat mit dem Zahnersatz, der in der Fachsprache Suprakonstruktion genannt wird, versorgt und belastet. Geschieht dies unmittelbar nach dem Einsetzen des Implantats, also im Zuge der gleichen Behandlung, spricht man von einer Sofortbelastung. In den meisten Fällen wird der künstliche Zahn allerdings erst nach etwa drei bis vier Monaten im Zuge einer Spätbelastung angebracht.
Herkömmliche Implantat-Systeme
Heutzutage greifen die meisten Zahnärzte auf die hochmoderne Form des Schraubenimplantats zurück, das ohne wesentlichen Aufwand in ein Loch im Kieferknochen eingeschraubt wird. Das Loch wurde vor dieser Behandlung genormt und vorgefräst. Moderne Schraubenimplantate sind heute mit einem selbstschneidenden Gewinde ausgestattet, das das Einbringen in das Knochengewebe erheblich erleichtert. Selbstschneidende Implantate haben gegenüber den normalen Schraubenimplantaten den enormen Vorteil, dass sie ohne Vorbehandlung einfach in den Kieferknochen eingedreht werden können.
Mit einem hohlen Zylinder versehene Implantate werden in einen Hohlraum mit leichten Schlägen eines Spezialhammers eingebracht. Auch vor dem Einsatz eines Zylinderimplantats muss der Zahnarzt einen Hohlraum schaffen, den er durch Vorfräsen normt. Die glatte Form dieser Art von Implantaten hat zwar den Vorteil, dass eine größere Kontaktfläche zwischen dem Zylinder und dem Kieferknochen entsteht, in Studien wurde allerdings beobachtet, dass das Knochengewebe, das sich innerhalb des Zylinders befindet, eine schlechte Durchblutung aufweist. Daher ist das Hohlzylinderimplantat im Vergleich zum Schraubenimplantat nicht immer die bessere Wahl.
Das Blattimplantat – Heute nicht mehr modern
Sogenannte Blattimplantate, in der Fachsprache auch als Extensionsimplantate bezeichnet, weisen eine flache und blattförmige Form auf und werden entlang eines kleinen Schlitzes, der vorher in den Kieferknochen geschnitten wurde, eingebracht. Von dieser Art des Zahnimplantats sind die Ärzte in den letzten Jahren abgekommen, da mit Schraub- und Zylinderimplantaten wesentlich schonendere Alternativen zur Verfügung stehen. Außerdem sind Blattimplantate im Vergleich zu den moderneren Arten in Form von Schrauben und Stiften sehr instabil. Blattimplantate haben zudem den entscheidenden Nachteil, dass im Falle einer Infektion auch ein Teil des Kieferknochens verloren geht, der mit modernen Implantaten erhalten werden kann. Darüber hinaus ist der operative Eingriff, der mit dem Einsetzen eines Blattimplantats verbunden ist, mit einem erheblich größeren Aufwand verbunden, den verantwortungsbewusste Zahnärzte ihren Patienten ersparen möchten.
Diskimplantate – nur selten eingesetzt
Diskimplantate gehören zur Gruppe der sogenannten basal osseointegrierten Implantate und weisen, wie ihr Name schon sagt, die Form einer Scheibe auf. Bei Patienten, deren Kieferknochen sich so weit zurückgebildet hat, dass normale Implantate mit Schrauben oder Stiften nicht mehr eingebracht werden können oder keinen ausreichenden Halt bieten, greifen Zahnmediziner auf Diskimplantate zurück. Diese Art der Implantate kommt jedoch in Deutschland nur äußerst selten zum Einsatz. Innerhalb der Struktur trägt ein schlanker, stiftförmiger Teil den Zahnersatz, während eine horizontale breite Scheibe seitlich in den Knochen eingesetzt wird. Ein wesentlicher Vorteil der basal osseointegrierten Implantate ist die breite Basis, die einerseits einen stabilen Halt auch bei geringer Knochendichte und andererseits eine Sofortbelastung ermöglicht. Die Austrittstelle des Diskimplantats aus dem Zahnfleisch ist zudem kleiner, wodurch das Risiko einer Infektion minimiert werden kann. Allerdings bedingt die Form im Falle einer Entzündung, dass mitunter große Schäden am Kieferknochen entstehen können. Beobachtungen haben auch eine erhöhte Neigung solcher Implantate zu Brüchen gezeigt. Aufgrund dieser Aspekte arbeiten in Deutschland nur wenige Spezialisten mit basal osseointegrierten künstlichen Zahnwurzeln.
Die Mini-Implantate und ihre Verwendung
Wie der Name schon aussagt, sind solche Implantate deutlich kleiner als herkömmliche künstliche Zahnwurzeln, die in der Regel einen Durchmesser von etwa drei Zentimetern aufweisen. Mini- oder Schmalkieferimplantate hingegen erreichen oft eine Größe von nur 2,3 Millimetern und kommen überwiegend als einteilige Konstruktionen für die Implantierung von Vollprothesen und als sogenannte Interims-Implantate zum Einsatz. Der Aufwand des Einsetzens von Mini-Implantaten ist wesentlich geringer, denn das Zahnfleisch muss nicht geöffnet, sondern nur mit einem winzigen Bohrer vorbehandelt werden. Der operative Eingriff ist deshalb deutlich kürzer und in der Heilungsphase wesentlich weniger schmerzhaft als bei Standard-Implantaten. Mini-Implantate können sofort belastet werden, wodurch der Patient seinen Zahnersatz im Zuge derselben Sitzung erhält. Trotz ihrer geringen Größe erweisen sich Mini-Implantate zudem als äußerst stabil, da sie nicht wie herkömmliche künstliche Zahnwurzeln aus Reintitan, sondern auch Titanlegierungen hergestellt werden.
Die Materialarten von Zahnimplantaten
Um einen langfristigen Erfolg des künstlichen Zahnersatzes zu garantieren, muss das Implantat mit dem Gewebe und Knochen, die es umgeben, fest verwachsen. Dieser Vorgang wird als Osseointegration bezeichnet und kann nur dann erfolgen, wenn das Material des Implantats eine gute Biokompatibilität aufweist, das heißt, dass es sich durch gute Verträglichkeit auszeichnet.
Von herkömmlichen Keramikimplantaten, wie sie bis in die Siebzigerjahre des 20. Jahrhunderts verwendet wurden, ist die Zahnmedizin in den letzten Jahrzehnten allmählich abgekommen, obwohl künstliche Zahnwurzeln aus Keramik gut einwachsen und eine hervorragende Biokompatibilität aufweisen. Keramik ist jedoch sehr spröde, wodurch Brüche in den Implantaten keine Seltenheit waren, die die Mediziner veranlassten, auf das wesentlich stabilere Titan auszuweichen.
Heute werden Implantate aus Titan am häufigsten verwendet, da reines Titan eine exzellente Biokompatibilität aufweist und keine Fälle von Patienten bekannt sind, die auf dieses Material Allergien entwickeln oder Unverträglichkeitsreaktionen zeigen. Dies lässt sich dadurch erklären, dass dieser Stoff bei Kontakt mit Gewebesubstanzen, mit Luft oder Wasser sofort eine Oxidschicht auf der Oberfläche bildet und sich daher im menschlichen Körper chemisch völlig neutral verhält. Titan hat sich nicht nur als bevorzugtes Material in der Zahntechnik, sondern auch bei der Fertigung von Hüft- und Kniegelenksprothesen durchgesetzt. Die Oberflächenstruktur von Reintitan ermöglicht, dass das Implantat mit dem Kieferknochen fest verwachsen kann und dadurch langfristig gesehen trotz seines geringen Gewichts eine hervorragende Stabilität aufweist. In den letzten Jahren wurden auch vermehrt künstliche Zahnwurzeln aus Zirkoniumdioxid eingesetzt. Dieses Material gehört zu den Werkstoffen auf Basis von Hochleistungskeramik und gilt als äußerst stabil. Daher hat es sich in den letzten Jahren überwiegend zur Herstellung von Zahnersatz wie etwa Zahnkronen bewährt. Erste Beobachtungen im Rahmen von Studien brachten das Ergebnis, dass künstliche Zahnwurzeln aus diesem Material, sogenannte Zirkon-Implantate eine im Vergleich zu Titan etwas bessere Osseointegration ermöglichen, da sie im Bereich des Zahnfleisches eine noch bessere Verträglichkeit aufweisen. Optisch ergibt sich zudem ein großer Vorteil mit der hellen Farbe dieser High-Tech-Keramik, denn Titan-Implantate können an Stellen mit dünnem Gewebe am Zahnfleischrand sichtbar werden. Da sich die Herstellung von Zirkoniumdioxid zum momentanen Zeitpunkt als sehr kostenintensiv erweist, ist es fragwürdig, ob dieses Material in der Zukunft das bewährte Titan verdrängen kann und wird.
Einteilige und zweiteilige Varianten
Ein vollständiges Implantat besteht aus dem Teil, der die natürliche Zahnwurzel ersetzt und in den Kiefer eingearbeitet wird und aus dem sogenannten Abutment. Dieses Verbindungsstück als zweiter Teil des Implantats sorgt dafür, dass der künstliche Zahn, die sogenannte Suprakonstruktion fest verankert werden kann. Je nachdem, ob das Implantat und das Abutment getrennt vorliegen oder als ein Stück gefertigt wurden, spricht man von zweiteiligen oder einteiligen Implantaten. Zweiteilige Implantate werden deutlich öfter eingesetzt, da sie eine große Flexibilität aufweisen und aus verschiedensten Kombinationen von Verbindungsstücken und Suprakonstruktionen nach individuellen Gesichtspunkten zusammengesetzt werden können.
Die meist schraubenförmige künstliche Zahnwurzel wird bei zweiteiligen Implantaten zunächst in den Kieferknochen eingebracht, bevor nach einer wochen- oder monatelangen Phase der Osseointegration das Abutment und die Suprakonstruktion befestigt werden. Dadurch, dass der eigentliche Implantatkörper bei zweiteiligen Zahnimplantaten während der Heilung gänzlich von Zahnfleisch umschlossen ist, kann eine vollständige Osseointegration gewährleistet werden.
Einteilige künstliche Zahnwurzeln hingegen vereinen das eigentliche Implantat und das Abutment zu einem Stück. Während der Heilung ragt ein Teil des Implantats aus dem Zahnfleisch, was unter Umständen zu Einschränkungen der umfassenden Osseointegration führen kann. Deshalb kommen einteilige Implantate wesentlich seltener zum Einsatz. Einteilige Zahnwurzeln bieten jedoch den Vorteil, dass sie kostengünstiger sind und eine hohe Stabilität aufwiesen. Wenn der Zahn sofort nach dem operativen Eingriff benötigt wird, ist ein eiteiliges Implantat die geeignetere Wahl.
Einteilung nach Einbringung in den Kieferknochen
Abhängig davon, auf welche Weise eine künstliche Zahnwurzel im Kieferknochen positioniert wird, unterscheiden die Zahnmediziner zwischen enossalen und subperiostalen Implantaten. Ennosal bedeutet „im dem Knochen befindlich“, was darauf hinweist, dass ein solches Implantat in den Kieferknochen eingebracht wird und mit dem Gewebe fest verwächst. In Deutschland wird der überwiegende Teil von Implantaten auf diese Weise verankert. Enossale Zahnimplantate dienen sowohl für Brücken und Prothesen als auch für Zahnkronen als stabiles Grundgerüst.
Leidet der Patient an starkem Knochenschwund, der diese Art der Behandlung unmöglich macht, kommen sogenannte subperiostale Zahnimplantate zur Anwendung. Sie werden nicht in den Knochen eingearbeitet, sondern liegen auf dem Kiefer großflächig auf. Diese Form des Zahnwurzelersatzes ist in Europa kaum verbreitet, da viele effiziente Möglichkeiten zur Verfügung stehen, Knochenmaterial wieder aufzubauen, um anschließend herkömmliche enossale Implantate zu verankern. In den Vereinigten Staaten werden mit subperiostalen Zahnimplantaten jedoch beachtenswerte Erfolge erzielt.