Trotzkopf & Co. – das dritte Lebensjahr
Eltern als auch Kinder erleben das dritte Lebensjahr oft als besonders turbulent. Die großartige Entdeckung des eigenen Willens und dessen Durchsetzung, das Wechselbad zwischen Mut und Verzagtheit, Selbständigkeit, Trotz und große körperliche Veränderungen prägen diese Zeit.
Helden am Rockzipfel
Die Baby-Ära neigt sich dem Ende, wenn der zweite Geburtstag vorbei ist – jetzt haben die Eltern definitiv ein richtig großes Kleinkind. Das kann schon so viel allein und wird immer selbständiger, und dann ist es plötzlich doch wieder unbeholfen und hilfsbedürftig. Die Angst vor der eigenen Courage wird zum steten Begleiter und sorgt auch für manchen (vorübergehenden) Rückschritt.
Mit einem Mal wird dem Sprössling offenbar: „Die Welt gehört mir nicht allein! Ich mache manche Sachen falsch, aber wie soll ich das erkennen? So viele neue Eindrücke – wo soll ich denn hin damit?“ Das dritte Lebensjahr ist eine Zeit der Selbstzweifel und Unsicherheit, und hierin liegt häufig auch die Ursache für die so gefürchteten Trotzphasen. Da wird aus einem kleinen Sonnenschein binnen weniger Sekunden ein orkanartig tobendes und brüllendes Monster, und eigentlich weiß niemand so genau warum. Das Kind übrigens auch nicht, denn es fühlt sich ständig hin- und hergerissen zwischen der neuen Selbständigkeit und dem alten Wunsch nach inniger Geborgenheit. Misserfolge sind schwer zu verarbeiten und zu verkraften, und mehr und mehr wird die manchmal tiefe Kluft zwischen Wunsch und Wirklichkeit deutlich. Die inneren Spannungen können von einer kleinen Seele unmöglich einfach so abgebaut werden, da muss eben manchmal geschrien und förmlich „explodiert“ werden. Glücklicherweise ist dieser für alle Beteiligten schwierige Entwicklungsabschnitt zeitlich begrenzt, und spätestens nach dem dritten Geburtstag stellt sich Besserung ein.
Den Wirbelwind und die eigene Wut bändigen
Eltern leiden sehr unter kindlichem Trotz und Bock. Stellt er sich doch immer in den unpassendsten Situationen ein (als ob es passende gäbe!), spannt die Nerven auf eine enorme Zerreißprobe und hinterlässt stets ein Gefühl der Hilflosigkeit. Es mag ein schwacher Trost sein, aber während eines Trotzanfalles sind Kinder gänzlich erziehungsresistent. Sie sind quasi blind und taub, Trost- und Beruhigungsversuche schlagen ebenso fehl wie Machtdiskussionen. Akute Situationen muss man einfach aussitzen. Manchmal hilft es, das eigene Verbotsverhalten zu überdenken – zu viele Reglementierungen fordern die Rebellion geradezu heraus. Wenige, konsequente „Neins“ sind für die Kleinen meist leichter zu akzeptieren als unzählige überstraffte Regeln. Ungeachtet dessen treiben bockige Kinder ihre Eltern beeindruckend schnell über deren Geduldsgrenzen. Bevor man jedoch selbst vor dem Kind die Fassung verliert und seine Wut einfach herausbrüllt, sollte man vielleicht einfach das Zimmer verlassen und sich etwas distanzieren. Im Supermarkt ist das natürlich nicht möglich – da kann man sich nur zur Gelassenheit zwingen.