Unterschiede und Gemeinsamkeiten: Lipödem, Lymphödem und Adipositas
Lipödem, Lymphödem und Adipositas sind drei unterschiedliche Krankheitsbilder. Es kommt häufig vor, dass Lipödeme und Lymphödeme fälschlicherweise als Adipositas diagnostiziert werden, obwohl sie unterschiedliche Merkmale aufweisen. Es ist jedoch nicht ungewöhnlich, dass diese Erkrankungen bei einer Person gleichzeitig auftreten. Mehr dazu, erfahren Sie im folgenden Artikel.
Lymphödem
Im Zentrum des Lymphödems steht das lymphatische System, dessen Funktionsstörung eine Ansammlung von Lymphflüssigkeit im Körpergewebe bewirkt, was zu einer sichtbaren Schwellung führt. Charakteristisch für ein Lymphödem ist, dass es auch asymmetrisch auftreten kann, etwa nur an einem Arm oder Bein. Dies geschieht oft, nachdem Lymphknoten wegen einer Krankheit entfernt wurden. Jedoch kann ein Lymphödem auch beidseitig erscheinen.
Zur Feststellung eines Lymphödems dient das sogenannte Stemmersche Zeichen (Stemmer-Zeichen), bei dem sich eine verdickte Hautfalte an den Zehen oder Fingern nicht anheben lässt. Obwohl ein Lymphödem üblicherweise nicht schmerzhaft ist, es sei denn, es kommt zu einer Entzündung, kann es dennoch zu erheblichen Beeinträchtigungen führen. Betroffene erleben oft Hautirritationen durch Reibung, ein Spannungsgefühl in den betroffenen Bereichen und psychische Stresszustände aufgrund der Veränderung ihres Körperbildes.
Während ein Lipödem selten bei Männern auftritt, ist ein Lymphödem bei Männern etwas üblicher, wobei Frauen insgesamt häufiger von dieser Flüssigkeitsansammlung im Gewebe betroffen sind. Die Krankheit wird in vier Schweregrade eingeteilt, angefangen bei einem latent vorhandenen Lymphödem bis hin zur schweren Form der Elefantiasis, die eine umgehende Behandlung erfordert.
Lipödem
Lipödem kennzeichnet sich durch eine ungleichmäßige Verteilung von Fettgewebe, besonders an den Oberschenkeln, dem Gesäß, den Unterschenkeln und manchmal auch an den Armen. Die Zunahme des Körpervolumens tritt dabei beidseitig auf, während Füße und Zehen üblicherweise nicht involviert sind. Dies führt zu einem disproportionierten Erscheinungsbild, da der Oberkörper im Gegensatz zu den Beinen und der Hüfte schlank erscheint.
Ein zusätzliches Anzeichen eines Lipödems ist die Bildung kleiner Knoten im subkutanen Fettgewebe, die sich bis hin zu erkennbaren Fettlappen entwickeln können. Es gibt drei Stadien der Schwere, die bei dieser Krankheit unterschieden werden:
– Lipödem Stadium 1: Schmerzhafte symmetrische Fettverteilungsstörung
– Lipödem Stadium 2: Zusätzlich wellenartige Dellen in der Hautoberfläche
– Lipödem ¬Stadium 3: Ausgeprägte Umfangsvermehrung mit Fettlappen
Es ist bekannt, dass die Krankheit hauptsächlich Frauen betrifft, von denen viele über heftige Druckempfindlichkeit und ein Gefühl der Spannung klagen. Selbst minimale Berührungen können zu Hämatomen führen. Mit fortschreitender Erkrankung kann eine solche Zunahme des Beinumfangs eintreten, dass es zum Scheuern der Innenseiten der Oberschenkel kommt. In besonders schweren Fällen wird das Laufen, insbesondere das Treppensteigen, beschwerlich oder sogar unmöglich, sodass Betroffene auf Hilfsmittel wie einen Rollstuhl oder Gehwagen angewiesen sein können.
Adipositas
Adipositas wird als erhebliches, pathologisches Übergewicht definiert, das häufig anhand des Body-Mass-Index (BMI) bewertet wird. Gemäß den Richtlinien der Weltgesundheitsorganisation wird eine Person als adipös eingestuft, wenn ihr BMI den Wert von 30 kg/m² übersteigt. Jedoch wird der BMI als nicht vollständig aussagekräftig angesehen, da er nicht zwischen Fett- und Muskelgewicht unterscheidet, was zu Diskussionen über seine Zuverlässigkeit führt. Aus diesem Grund ziehen Mediziner auch weitere Indikatoren wie den Bauchumfang oder das Taille-Hüft-Verhältnis (die sogenannte waist-to-hip ratio, WHR) zur Diagnose von Adipositas heran.
Die Erkrankung Adipositas ist mit zahlreichen ernstzunehmenden Begleiterkrankungen verknüpft, darunter Bluthochdruck, Fettleber und Diabetes Mellitus. Auch können durch das erhöhte Gewicht Bandscheibenvorfälle als Resultat von Überlastung auftreten.
Es ist oft eine Herausforderung, in den frühen Phasen ein Lipödem bzw. ein von Adipositas zu differenzieren. Bei einem Lipödem ist das Verhältnis von Oberkörper zu Unterkörper bzw. zu Hüften deutlich disproportioniert, wobei eine vermehrte Fettansammlung hauptsächlich an den Beinen, Hüften und am Gesäß auffällt. Im Gegensatz dazu bleibt der Oberkörper zumeist schlank. Adipositas hingegen zeichnet sich durch eine gleichmäßigere Gewichtszunahme am gesamten Körper aus.