Telemedizin in Deutschland
Mit ein paar Klicks das gewünschte Arzneimittel bestellen und es sich nach Hause liefern lassen – ganz ohne Arztbesuch und ohne einen Fuß vor die Haustür setzen zu müssen. Das wünschen sich viele Menschen. In einigen Ländern ist die Telemedizin schon längst zu einem wichtigen Bestandteil des Alltags geworden. Doch wie sieht die Situation gegenwärtig in Deutschland aus?
Was ist Telemedizin?
Das Wort Telemedizin setzt sich aus den Begriffen „tele“ („entfernt“) und „Medizin“ zusammen. Damit ist ein Arztbesuch gemeint, der auf Entfernung erfolgt – in diesem Fall über das Internet. Genau wie in einer normalen Sprechstunde wird auch bei der Telemedizin auf die individuellen Bedürfnisse des Patienten eingegangen. Die Telemedizin bietet vor allem für berufstätige Menschen riesige Vorteile, da sie nicht an feste Sprechzeiten gebunden sind. Die Funktion der Telemedizin besteht in erster Linie in der Ergänzung zum herkömmlichen Arztbesuch.
Die Entwicklung der Telemedizin in Deutschland
Im Vergleich zu den Vereinigten Staaten, Großbritannien und mehreren EU-Ländern hinkt Deutschland in Sachen Telemedizin merklich hinterher. In Großbritannien ist es bereits seit Jahren gang und gäbe, sich Medikamente online verschreiben zu lassen. In den Niederlanden und Belgien wird Telemedizin von großen Teilen der Bevölkerung genutzt. Im Zuge der Coronakrise ist es jedoch auch in Deutschland zu Änderungen im Gesundheitswesen gekommen: Online-Sprechstunden haben enorm an Popularität gewonnen. Im Mai 2018 kam es zu den ersten gesetzlichen Lockerungen im Bereich der telemedizinischen Leistungen. Voraussichtlich wird sich die Telemedizin auch in Deutschland rapide weiterentwickeln und immer mehr Befürworter finden.
Wer nutzt telemedizinische Leistungen?
Vor allem Einwohner Berlins und Hamburgs haben ein Faible für Telemedizin bewiesen. Dies ist nicht weiter verwunderlich, da gerade in diesen beiden Stadtstaaten vor allem Menschen im Alter zwischen 18 und 45 Jahren leben, die sich bestens mit neuen Technologien auskennen. In Hessen sowie im Saarland ist die Nachfrage nach Online-Sprechstunden gering. Diese beiden Bundesländer haben eine ältere Bevölkerung. (Daten aus der Studie „Die Antibabypille im Fokus der Telemedizin“). Über das Internet werden vor allem folgende Medikamente verschrieben:
– Antibabypille
– Medikamente zur Bekämpfung von Akne
– Medikamente zur Malaria-Prävention
– Antibiotika bei Erkrankungen wie Tripper
In welchen Situationen bietet die Telemedizin einen Vorteil?
Die Telemedizin ist in denjenigen Situation von Vorteil, wenn Patienten ein Medikament benötigen, das regelmäßig verschrieben werden muss. Das beste Beispiel hierfür ist die Antibabypille. Da keine Erkrankung vorliegt und das Medikament zur Verhütung eingesetzt wird, ist ein gewöhnlicher Arztbesuch in der Regel überflüssig. Indem man sich das Medikament telemedizinisch verschreiben lässt, spart man wertvolle Zeit. Selbstverständlich sollte man dennoch in regelmäßigen Abständen einen Arzt aufsuchen, doch ist dies nicht bei jeder Ausstellung eines Rezeptes notwendig. Auf jeden Fall fühlen sich Patienten geborgener, wenn sie von zu Hause aus mit einem Arzt kommunizieren können. Hinzu kommt zudem der zeitliche Faktor, der es vielen Menschen unmöglich macht, einen Arzt aufzusuchen. Die Online-Konsultation hingegen kann in der Mittagspause oder abends stattfinden – genau dann, wenn es für den jeweiligen Patienten am geeignetsten ist.
Überall auf der Welt ist die Telemedizin auf dem Vormarsch – Deutschland bildet hier keine Ausnahme. Vor allem die Antibabypille wird oft nachgefragt. Doch auch bei ernsthaften Erkrankungen bietet die Online-Sprechstunde zahlreiche Vorteile. Vor allem Menschen mit ungewöhnlichen oder unflexiblen Arbeitszeiten sowie Erkrankte, die das Haus nicht verlassen können oder möchten, profitieren von der Telemedizin.