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Alternative Heilmethoden – Eine Einführung

Unter dem Begriff alternative Heilmethoden werden unterschiedliche Verfahren zur Wiederherstellung und Erhaltung der Gesundheit von Menschen und Tieren zusammengefasst, die von der wissenschaftlichen Medizin in ihrer Wirkungsweise nicht oder nicht vollständig als nachvollziehbar bewiesen werden können. Dabei werden unterschiedliche Bezeichnungen für die Zusammenfassung der verschiedenen Behandlungsmethoden verwendet. Dazu zählen unter anderem die Bezeichnungen „Ganzheitliche Medizin“, „Naturheilverfahren“ „Ethnomedizin“ oder „Komplementärmedizin“.

Im Zuge der Aufklärung des modernen Menschen verbreitet sich immer mehr der Wunsch nach „gesünderen“ und „chemiefreien“ Medikamenten und Behandlungsweisen, die eine sinnvolle Alternative zur häufig mit Nebenwirkungen und Wechselwirkungen behafteten Behandlung der Schulmedizin darstellen. Je nach Art der Erkrankung werden die Alternativen Heilmethoden dabei sowohl als alleinige Alternative zur Schulmedizin angesehen als auch als Komplementärmedizin ergänzend zur Schulmedizin eingesetzt.

Typische Merkmale der Alternativen Heilmethoden sind die individuelle Behandlung verschiedener Patienten (unter Umständen auch bei gleichem Krankheitsbild), die nicht oder nur sehr bedingt vorhandenen Neben- und Wechselwirkungen die Verwendung von manuellen Behandlungen und Medikation natürlichen Ursprungs. Darüber hinaus beruhen viele Behandlungsweisen auf alten Traditionen.

Alternative Heilmethoden

Alternative Heilmethoden ©iStockphoto/DragonImages

Im Gegensatz zu den schulmedizinischen Behandlungsweisen unterliegen alternative Heilmethoden dabei nicht der Behandlung durch einen Arzt, sondern können auch von Vertretern anderer Heilberufe, bisweilen auch von Laien, am Patienten angewendet werden. Dadurch wird jedoch bisweilen die gesetzliche Situation deutlich überstrapaziert, da die Diagnose einer Erkrankung zum Schutz des Patienten von Gesetzgeber her dem medizinischen Fachpersonal vorbehalten ist.

Alternative Heilmethoden – Zwischen Natur und Wissenschaft

Im Gegensatz zur klassischen, wissenschaftlich fundierten Medizin, auch Schulmedizin genannt, kann die alternative Medizin nicht auf die Bestätigung der Wissenschaft in Wirksamkeit und Wirkungsweise zurückgreifen. Im Gegenteil stehen viele Naturheilverfahren auf dem Prüfstand der Wissenschaft und können diesem in den für medizinische Verfahren üblichen, klinischen Studien nicht standhalten.

Viele Naturheilverfahren basieren auf den alten Überlieferungen verschiedener Kulturen und deren medizinischen Behandlungsmethoden, die sich teilweise seit Jahrhunderten nicht verändert haben. Durch den Fortschritt in der Medizin weiß man somit in der Schulmedizin die wirksamen Aspekte einer solchen Behandlung von den unwirksamen oder den Teilen mit einer Placebo-Wirkung zu unterscheiden. Als Placebo bezeichnet man allgemein ein Präparat ohne pharmazeutischen Wirkstoff, dessen Verwendung dennoch einen Heilerfolg erzielen kann, da sie die Psyche des Patienten durch den Eindruck der Behandlung positiv beeinflussen. Dabei werden in der Regel auch die Selbstheilungskräfte des Körpers aktiviert.

Einige dieser Verfahren konnten jedoch in ihrer Wirkungsweise inzwischen zumindest in Teilen wissenschaftlich dokumentiert werden, was ihnen eine Sonderstellung innerhalb der Alternativmedizin einbrachte. Diese Methoden werden daher heute immer häufiger als Ergänzung zur Schulmedizin angesehen und als Komplementärmedizin bezeichnet. Hierzu zählen beispielsweise vielfältige Aspekte der Homöopathie, der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) und der Phytotherapie.

Generell kann man jedoch die Alternativen Heilmethoden von der Schulmedizin durch den Beleg der Wirksamkeit unter wissenschaftlichen Gesichtspunkten unterscheiden, wenngleich die Befürworter der Alternativmedizin die notwendige Individualbehandlung des Patienten für das schlechte Abschneiden in Klinischen Studien verantwortlich machen.

Alternative Heilmethoden

Die Alternativen Heilmethoden zeigen ein großes Spektrum an Behandlungsmöglichkeiten, die je nach Art und Umsetzungsweise einen unterschiedlichen Stellenwert in unserem modernen Gesundheitssystem haben. Haben sich die Homöopathie und die Akupunktur inzwischen einen relativ gesicherten Platz in der Komplementärmedizin (als Ergänzung zur schulmedizinischen Behandlung) gesichert, so stehen viele Skeptiker insbesondere den energetischen Behandlungsmethoden gespalten gegenüber.

Im Mittelfeld stehen dabei verschiedene Ernährungsphilosophien, die teilweise mit der modernen Ernährungswissenschaft im Einklang stehen, ebenso wie ganzheitliche Systeme, die neben der Behandlung der Erkrankung auch deren Entstehung ergründen wollen. Sie wollen nicht nur die Krankheit selbst heilen, sondern auch eine erneute Erkrankung verhindern.

Hinzu kommt, dass die Behandlung mit alternativen Heilmethoden bei jedem Menschen anders wirkt. Was dem einen Patienten hilft, kann bei einem anderen Patienten mit gleichem Krankheitsbild eine Verschlimmerung der Symptome bewirken. Dabei ist häufig nicht allein die Offenheit des Patienten ursächlich für die unterschiedliche Wirkungsweise einer Behandlung. Befürworter sehen darin den Beleg, dass eine ganzheitliche Behandlung individuell eingesetzt und somit Körper, Geist und Seele ansprechen muss, um nachhaltig wirken zu können.

Nur wenige Alternative Behandlungsmethoden werden daher heute für den Erkrankten von den gesetzlichen Krankenkassen bezahlt. Die meisten Behandlungen trägt der Kassenpatient selbst. Private Krankenkassen hingegen behalten sich zumeist die Option vor, nur bis zu einem bestimmten Betrag die Kosten zu übernehmen. Die Höhe des Betrages wird entsprechend im jeweiligen Vertrag festgehalten. Darüber hinausgehende Kosten für die weitere Behandlung müssen mit dem Krankenversicherer abgesprochen oder aus eigener Tasche beglichen werden.

Gleiches mit Gleichem heilen – Homöopathie

Die Homöopathie hat sich in der Alternativmedizin wohl mit am besten etabliert. Die Bezeichnung kann mit „Ähnliches Leiden“ übersetzt werden und gründet auf den Versuchen des Arztes Samuel Hahnemann und seinen Behandlungsmethoden. In seinen Versuchen stellte er fest, dass Substanzen, die bei einem gesunden Menschen bestimmte Symptome hervorrufen können, gleiche Symptome in sehr niedriger Dosierung beim Kranken auch zu heilen vermögen. Grundlegend wird dabei die genaue Symptomatik einer Erkrankung betrachtet und diese entsprechend mit vergleichbar auslösenden Stoffen verglichen. Dabei spielen sowohl körperliche Beschwerden als auch Gemütszustände eine tragende Rolle für die Wahl der richtigen Homöopatika.

Entsprechend der Philosophie des Paracelsus „Die Dosis macht das Gift“ begann Hahnemann nach dem gelungenen Experiment der Chinarinde (als Gegenstück für die Symptome der Malaria) weitere Substanzen, teilweise sogar in Selbstversuchen, auszutesten. Als Ergebnis der Hahnemannschen Arbeit und vielen weiteren heilpraktisch forschenden Heilern kann heute über ein großes Spektrum an homöopathischen Arzneimitteln und Behandlungsmethoden verfügt werden.

Dabei handelt es sich um Verdünnungen und Verreibungen, so genannte Potenzen, die in unterschiedlichen Darreichungsformen abgegeben werden. Tabletten, Ampullen, Einreibungen und Tinkturen sind ebenso darunter wie die hauptsächlich in der Homöopathie vorhandenen Globuli (kleine Kügelchen, die im Mundraum zergehen). Je höher die Potenzierung (Verdünnung) der Substanz ist, desto wirksamer sollen diese Arzneimittel sein. Aus wissenschaftlicher Sicht sind dabei manche Potenzen derart hoch, dass die wirksame Substanz labortechnisch kaum mehr nachweisbar ist. Ein Teilbereich der Homöopathie ist die Isopathie, bei der Sekrete und Abfallstoffe des Körpers aufbereitet und verabreicht werden und somit in enger Verbindung zur Entwicklung von diversen Impfstoffen steht.

Ebenfalls mit den Prinzipien der Homoöpathie verwandt sind weitere Naturheilverfahren wie Schüssler-Salze und Bachblüten, die nach vergleichbaren Gesichtspunkten die Symptome einer Krankheit behandeln, indem sie mit stark verdünnten Substanzen behandelt werden.

Viele homöopathische Behandlungen gehören heute aufgrund ihrer Verbreitung bei vielen privaten Krankenkassen und Krankenzusatzversicherungen zum Leistungskatalog. Die gesetzlichen Krankenkassen lehnen hingegen vielfach die Übernahme der Kosten ab, sodass die Behandlungskosten vom Patienten selbst zu tragen sind.

Heilende Punkte – Akupunktur und Akupressur

Akupunktur und Akupressur sind zwei Teilaspekte der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) und somit eigentlich einem ganzheitlichen System zugehörig. Dennoch nehmen diese beiden Behandlungsmethoden einen besonderen Stellenwert in der Reihe der Alternativen Heilmethoden ein, da sie im Gegensatz zur allgemeinen TCM in Teilen von der Medizin anerkannt werden. Aufgrund dessen und den guten Behandlungsergebnisse werden die Kosten dafür auch von einer Vielzahl gesetzlicher sowie privater Krankenkassen übernommen.

Entsprechend der TCM gehen Akupunktur und Akupressur von den Meridianen aus, die nach den Prinzipien der „fünf Elemente“ der chinesischen Philosophie als Kanäle für die Lebensenergie im Körper dienen. Ist die Lebensenergie im freien Fluss, ist der Mensch gesund und belastbar. Wird der Fluss der Lebensenergie (Chi oder Qi genannt) gestört, machen sich Beschwerden und Krankheiten bei der betroffenen Person bemerkbar. Die Akupunktur nutzt unter der Mithilfe von Wärme und Nadeln bestimmte Akupunkturpunkte auf den Meridianen, um die hier befindlichen Blockaden zu lösen und die Lebensenergie wieder fließen zu lassen. Bei der Akupressur wird in vergleichbarer Weise Druck auf die jeweiligen Druckpunkte ausgeübt.

Man geht davon aus, dass die Stimulation der Druckpunkte mittels Wärme und / oder Nadeln die dort befindlichen Nervenstränge reizen und somit eine sensiblere Weiterleitung über die Nervenbahnen erfolgen kann. Umgekehrt kann die Reizleitung auch gehemmt werden, was eine Erklärung für die guten Erfolge bei Schmerzbehandlungen erklären würde. Die genaue Wirkungsweise konnte bisher jedoch nicht wissenschaftlich belegt werden.

Zur Anwendung kommen die Behandlungen mittels Akupunktur und Akupressur beispielsweise in der Schmerztherapie (insbesondere chronische Schmerzen und Spannungskopfschmerz), diversen Erkrankungen des Atemapparates, Schlafstörungen oder neurologischen Erkrankungen.

Der Nahrung auf der Spur – Ernährungsphilosophien

Dass eine gesunde und ausgewogene Ernährung die Gesundheit und das Wohlbefinden unseres Körpers maßgeblich beeinflusst wird heute bereits im Kindesalter gelernt. Viele Ernährungsphilosophien können jedoch nicht nur dem Erhalt der Gesundheit dienen, sondern spielen eine tragende Rolle im Genesungsprozess einer Krankheit, der über die Versorgung mit Nähr- und Vitalstoffen hinausgeht.

Im Bereich der Alternativen Heilmethoden finden sich entsprechend dieser Grundidee auch Diäten und verschiedene Ernährungsphilosophien, die sowohl aufgrund ethischer Hintergründe (Veganismus und Vegetarismus) als auch aufgrund medizinischer Notwendigkeit zum Einsatz kommen. Zu letzterem zählen beispielsweise auch die angepassten, diätischen Ernährungsgewohnheiten bei der Behandlung von Diabetes, Adipositas (Übergewicht), Gicht, Zöliakie sowie zahlreichen Stoffwechselerkrankungen, deren Heilung oder Linderung nicht allein über die Behandlung mit Medikamenten erreicht werden kann.

Auch bei anderen Erkrankungen kann es notwendig werden, dass die Nährstoffe auf unterschiedlichen Wegen dem Körper zugeführt werden müssen. Dies kann unter anderem bei starker Schwächung des Körpers durch eine Erkrankung oder deren Behandlung der Fall sein, beispielsweise aufgrund einer Chemotherapie zur Krebsbehandlung, während der nur keimfreie Nahrung zugeführt werden darf. Andere Erkrankungen hingegen verhindern die normale Nahrungsaufnahme über den Verdauungstrakt und müssen über Infusionen und Sonden dem Körper zugeführt werden.

Darüber hinaus sollen vielfältige Ernährungsphilosophien helfen, die verbreiteten Zivilisationskrankheiten, die aus Fehlernährung resultieren, zu vermeiden oder zu lindern. Hierzu gehören beispielsweise die Makrobiotik, Vollkorn- und Rohkosternährung, die Trennkost sowie die Ernährungsphilosophien aus den diversen ganzheitlichen Heilsystemen wie beispielsweise der Traditionell Chinesischen Medizin (TCM) in der „Fünf Elemente Lehre“ oder dem Ayurveda der indischen Kultur.

Wie bei den meisten Behandlungen der Alternativen Heilmethoden ist auch bei den Ernährungsphilosophien der Übergang zwischen Gesundheitsförderung zur Vorsorge und medizinischer Notwendigkeit fließend und stets vom vorliegenden Gesundheitszustand beziehungsweise den Symptomen des Patienten abhängig.

Körper, Geist und Seele – ganzheitliche Systeme

Aus verschiedenen alten Kulturen stammend findet sich in unserer modernen Welt heute der Denkansatz wieder, dass Körper, Geist und Seele in Einklang sein müssen, damit der Mensch gesund und stark seinen Lebensalltag genießen und bewältigen kann. Grundlage für diese ganzheitlichen Ansätze sind zumeist alte Überlieferungen aus der Geschichte der jeweiligen Kultur, die auf der Basis der religiösen Weltanschauung den Ursprung von Erkrankungen und Gebrechen in einer Strafe der göttlichen Mächte sah. Auch in unseren Breiten findet sich in der Geschichte eine vergleichbare Denkweise (beispielsweise im Mittelalter), jedoch entstanden daraus andere Behandlungsweisen, die den Weg in unsere westliche Medizin mit ihrer Forschung gründeten und im Bereich der alternativen Heilmethoden in der anthroposophischen Medizin mündeten.

In anderen Kulturen hingegen entwickelten sich aufgrund dessen ganzheitliche Systeme, die sich unter anderem in der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) wiederfinden, zu der auch Akupunktur und Akupressur gehören. Darüber hinaus stützen sich Theorien zur Ernährung und des Lebenswandels auf die „Fünf Elemente Lehre“ dieser Tradition, die bereits seit über 2000 Jahren im fernöstlichen Raum praktiziert wird. Hinzu kommen verschiedene Massagenmethoden, Arzneitherapien mit Rohdrogen, diätische Ernährungsgewohnheiten und Bewegungstherapien beispielsweise mittels Qi Gong.

Auch Ayurveda (aus dem Sanskrit „Lehre / Wissen vom Leben“) ist eine ganzheitlich angelegte Philosophie, welche jedoch aus der indischen Kultur stammt. Neben Ernährungsregeln und Entspannungstechniken gehören hierbei aus Massagen mit Öl oder heißen Steinen sowie ausleitende Behandlungsverfahren (Entschlackung und Reinigung des Körpers) zu den maßgeblichen Teilen der ganzheitlichen Behandlung im Ayurveda. Ayurveda unterteilt dabei die Menschen in drei Lebensenergien, die sogenannten Doshas Vata, Pitta und Kapha. Diese sind in jedem Menschen in unterschiedlicher Stärke vorhanden, müssen jedoch für eine gesunde und ausgeglichene Person über die diversen Behandlungsmethoden in Einklang gebracht werden. Solange das Gleichgewicht erhalten bleibt, gilt die Person als gesund.

Anders als die TCM gilt Ayurveda in ihrem angestammten Kulturkreis bis heute als anerkannte Heilungsmethode, die nur von speziell ausgebildeten Fachärzten für Ayurveda (mit fünfjährigem Studium) ausgeübt werden dürfen. In unseren westlichen Regionen hingegen ist der Begriff Ayurveda zwar ebenfalls geschützt, nicht jedoch die Ausbildung selbst, die über die westliche Lebensweise häufig angepasst in diversen Kursen gelehrt wird.

Steiners Ideale – Anthroposophische Medizin

Rudolf Steiners Anthroposophie ist genau genommen ebenfalls eine ganzheitliche Lehre, die Lehre über das „Wissen vom Geistesmenschen“. Steiners Wunsch war die Rückkehr der Menschen zu ihren Wurzeln und die Erfüllung ihrer Bedürfnisse, ohne die modernen Möglichkeiten seiner Zeit, dem beginnenden 20. Jahrhundert, zu vernachlässigen. Nicht von Rudolf Steiner erfunden, jedoch durch seine Arbeit bekannt geworden, gründet die Anthroposophie jedoch auf viel älteren Quellen.

Vielfältige Einflüsse der Steinerschen Ideale zeigen sich bis heute in unterschiedlichen Einrichtungen, so beispielsweise auch in den pädagogischen Prinzipien der Waldorffschulen. In ähnlicher Weise entstand auf der Basis der Anthroposophie im Bereich von Gesundheit und Medizin die Anthroposophische Medizin in engem Zusammenhang mit der wissenschaftlichen Medizin. Anders als die normalen, alternativen Heilmethoden, soll die anthroposophische Medizin dabei eine ergänzende Komponente statt einer alleinigen Behandlungsmethode darstellen.

Die Anthroposophische Medizin gründen auf vier Bausteinen, die unterschiedliche „Schichten“ des Menschen versinnbildlichen: Der physische Leib (das Körperliche), der ätherische Leib (das Geistige), der astralische Leib (das Spirituelle) sowie das „Ich“ als Persönlichkeit gebende Komponente. Diese vier Aspekte des Körpers müssen für den Erhalt oder die Wiederherstellung der Gesundheit in eine ausgewogene Verhältnismäßigkeit gebracht werden. Als einfließende Behandlungsmethoden gelten dabei sowohl anthroposophische Arzneimittel (häufig homöopathischen Ursprungs) als auch physikalische Therapien wie Massagen oder die Eurythmie, eine bewegungstherapeutische Maßnahme, die mit tänzerischen Aspekten ausgeführt wird.

Die Behandlungen der Anthroposophischen Medizin werden zu den „besonderen Therapierichtungen“ gezählt, zu denen auch die Homöopathie gehört, und sind als solche zwar unter kritischer Beobachtung stehend, jedoch weitestgehend von Krankenkassen im Bereich der Kostenerstattung innerhalb der jeweiligen Tarifgrenzen anerkannt.

Alte Überlieferungen – Schröpfen, Heilfasten, Hildegard-Medizin

Im Laufe der Geschichte haben sich die Erkenntnisse über die menschliche Medizin deutlich erweitert und verbessert. Viele der früher angewandten Heilungsmethoden konnten als ungeeignet oder fehlerhaft eingestuft sowie durch bessere Behandlungsmethoden ersetzt werden. Einige Bereiche der historischen Medizin haben sich jedoch bis hin in die heutige Zeit erhalten und werden zu den Alternativen Heilmethoden gezählt. Ein aussagekräftiges Beispiel für den Erhalt historischer Medizinbehandlungen ist die Hildegard-Medizin.

Die Hildegard-Medizin gründet auf den Erkenntnissen der Mystikerin Hildegard von Bingen, die im 12. Jahrhundert als Benediktinerin die Klostermedizin kennenlernte und entsprechend ihrer eigenen Forschungen erweiterte. Neben Religion, Wissenschaft und Musik galt ein großer Teil ihrer Aufmerksamkeit der Pflanzenheilkunde, der Ernährung und diversen, nach mittelalterlicher Auffassung gesundheitsfördernden Ausleitungsverfahren (Aderlass, Fasten, Schröpfen, Schwitzen). Auch die Edelsteintherapie gehört bis heute zur Hildegard-Medizin.

Darüber hinaus erfordern nach Hildegard von Bingen die natürlichen („göttlichen“) Kreisläufe, die Mondphasen und ein geregelten Wechsel zwischen Aktivität und Ruhephasen eine strikte Einbeziehung in den Lebensalltag. Im Bereich der Ernährung sollen besonders Kräuter und Getreidearten, allen voran Dinkel, der Gesundheit förderlich sein. Nicht zuletzt sollte die „seelische Reinigung“ durch Gebete, Liebe und Meditation den Menschen in seinem Wohlbefinden stärken.

Aus der Hildegard-Medizin entstanden weitere Ansätze, welche sich ausgehend von dieser Basis weiterentwickelten und die Heilwirkungen mit dem „göttlichen Einfluss“ indirekt in Verbindung brachten. Bekannt wurde in diesem Zusammenhang beispielsweise Maria Treben, deren Literatur bis heute im Handel erhältlich ist.

Inzwischen gelten viele Vorgaben der Hildegard-Medizin und ihrer Nachfolger als wissenschaftlich erklärbar, andere wiederum gelten als überholt, da man heute den Nutzen einer Heilpflanze besser mit Nebenwirkungen oder anderen Schadfaktoren in Verbindung bringen kann. Dennoch haben sich einige Aspekte der Hildegard-Medizin bis heute in der Praxis erhalten. So steht die kräuterreiche und getreidelastige Ernährungsphilosophie der Benediktinerin im Einklang mit den modernen Regeln der gesunden, ausgewogenen Ernährung. Auch das Fasten und Heilfasten erfreut sich in vielerlei Varianten wieder großer Beliebtheit, um Giftstoffe und Krankheiten aus dem Körper „auszuschwemmen“.

Des Menschen Energie

Einige Bereiche der Alternativmedizin machen es auch den anderen Richtungen schwer, eine wissenschaftliche Anerkennung zu finden. Die Rede ist von energetischen Behandlungsmethoden an der Grenze zur Esoterik. Ausgehend von der Annahme, der Mensch sei als „Geschöpf Gottes“ von höherer Art oder der ebenso unbelegbaren Aussage, dass alles Leben auf unserer Erde „beseelt sei“, entwickelten sich ebensolche Behandlungsmethoden, deren Wirkung nicht nur unbelegbar ist, sondern obendrein aufgrund der für diese Behandlung notwendigen geistigen Grundeinstellung (hin zum „Göttlichen“) umstritten.

Grundlegend für diese Behandlungsmethoden ist die Annahme, dass der Körper lediglich das Instrument des Lebens ist, welches dem Geist und der Seele als „Wohnung“ dient. Um Wohlbefinden und Gesundheit zu erzeugen oder zu verlieren müssen dabei regelmäßige „Renovierungen“ bewältigt werden, die beispielsweise in Form von feinstofflicher Energiezufuhr in der Edelsteintherapie erfolgen soll. Jedem Edelstein oder Halbedelstein werden entsprechende Symptome, Erkrankungen und Beschwerden zugerechnet, deren Linderung oder Heilung sie positiv beeinflussen können sollen. Vergleichbar ist auch die Behandlung im Aura Soma. Hier sollen durch die Wahl verschieden farbiger Flaschen Erkenntnisse über die seelischen und geistigen Belange einer Person erlangt werden können.

Somit sind die Alternativen Heilmethoden wie die Aura-Soma-Therapie, die Edelsteintherapie oder Behandlungen mit „lebendigem Wasser“ stets im feinstofflich-energetischen Bereich anzusiedeln. Auch die Bioenergetik wird in diesen Bereich gezählt, die jedoch durch den gleichnamigen Bereich aus der wissenschaftlichen Biologie einen „seriöseren“ Anspruch erhebt, den es zu erforschen gilt. Hierbei wird davon ausgegangen, dass die menschliche Lebensenergie in ausreichender Menge zur Verfügung steht, jedoch blockadefrei durch den menschlichen Körper fließen können muss. Jede Blockade äußert sich hierbei in einer seelischen oder körperlichen Beeinträchtigung, welche dem Menschen Energie entzieht.

Durch die Behebung der Blockaden kann die Energie wieder frei fließen und im optimalen Fall unbegrenzt von der „universalen Energie des Kosmos“ aufgenommen werden. Ähnliche Prinzipien der Lebensenergie finden sich auch in der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM), hier Qi genannt, oder dem japanischen Reiki, bei dem die Lebensenergie durch ein Auflegen der Hände an der Blockade / Verletzung / erkrankten Körperstelle gelöst werden soll.

Alternative Heilmethoden – Behandlung oder Ergänzung?

Wenngleich die wissenschaftliche Bestätigung der Wirkungsweisen von Alternativen Heilmethoden zu wünschen übrig lässt, können zahlreiche Befürworter teilweise recht beachtliche Heilungserfolge vorweisen, die über einen einfachen Placeboeffekt deutlich hinaus zu gehen scheinen. Entsprechend kann die Behandlung einfacherer Erkrankungen wie grippale Infekte oder kleinere Verletzungen beispielsweise mit Hilfe der Phytotherapie oder Homöopatika durchaus sinnvoller sein, anstatt gleich zu Antibiotika zu greifen.

Die Nachfrage nach Alternativen Heilmethoden ist entsprechend in den letzten 10 Jahren deutlich gestiegen und erfreut sich wachsender Beliebtheit. Die einstige Volksmedizin wird dabei insbesondere von Menschen mit höherer Bildung bevorzugt, wenn sie sich als bewährte Alternative zur Schulmedizin darstellt.

Generell steht es natürlich dem Patienten offen, über die Wahl des Behandelnden und entsprechende Beratungsgespräche die für ihn selbst optimale Behandlung zu wählen. Bei schwerwiegenden Erkrankungen sollte jedoch auf die alleinige Behandlung mittels Naturheilverfahren aufgrund des fehlenden Nachweises der Wirksamkeit verzichtet werden. Stattdessen können entsprechende Behandlungsmethoden als Ergänzung zur Schulmedizin sinnig genutzt werden. Nicht umsonst verbinden viele Ärzte in ihrer täglichen Behandlungspraxis die Vorteile von beiden Medizinrichtungen, um den bestmöglichen Nutzen für die Patienten zu erreichen.

In jedem Fall steht fast jeder Behandlung der wissenschaftlichen Medizin eine Alternative aus dem Bereich der Naturheilverfahren gegenüber. Die Frage ist dabei stets die Sinnigkeit und Wirksamkeit der einzelnen Behandlungsmethoden. Im Zweifelsfall sollte daher immer der erfolgversprechendste Weg der Behandlung gewählt werden. Schließlich geht es um die eigene Gesundheit, mit der man keine waghalsigen Experimente veranstalten sollte.

Altes Wissen, neue Heiler

Neben dem großen Anteil an akademischen Heilberufen (Ärzte, Therapeuten, etc), die Alternative Heilmethoden zusätzlich zur Schulmedizin anbieten, gibt es eine Reihe weiterer Vertreter der Heilberufe, welche die Naturheilverfahren sowohl allein als auch als Ergänzung für die Behandlung ihrer Patienten nutzen. Aus dem Bereich Medizinalfachberufe setzen unter anderem auch viele Hebammen verschiedene Aspekte der Naturheilverfahren ein.

Die Tätigkeit des Heilpraktikers ist von der Gesetzgebung generell in ihrer Heilungstätigkeit beschränkt. Die Ausbildung zu diesem Beruf ist nicht festgelegt, lediglich eine entsprechende Prüfung ist zu absolvieren. Die Alternativen Heilmethoden kann er jedoch ohne Einschränkung ausüben, wenn er die entsprechende Ausbildung und die dafür notwendigen Kenntnisse besitzt. Spezialisierte Tätigkeiten im Bereich der Naturheilkunde sind bis heute nur in Teilen als Berufe geschützt. So ist beispielsweise der Physiotherapeut ein anerkannter Ausbildungsberuf, die Bezeichnung Chiropraktiker ist hingegen in Deutschland nicht erlaubt, da es keine entsprechenden Ausbildungsvorgaben gibt. Lediglich der Hinweis „Chiropraktik“ bei einem Heilpraktiker ist als Therapieangabe erlaubt, Ärzte mit dieser Zusatzausbildung nennen sich hingegen „Chirotherapeuten“.

Aufgrund der teilweise vagen Gesetzeslage zu einzelnen Bereichen der Alternativen Heilmethoden ist es in manchen Bereichen auch Laien erlaubt, mit diesen Patienten zu behandeln, wenngleich ihnen vom Gesetzgeber her die Stellung einer Diagnose untersagt ist. Entsprechend können sie nur die Symptome behandeln. Zu diesen Bereichen der Alternativmedizin gehören unter anderem die Aromatherapie und die Bioenergetik. Auch Geistheiler, Gesundbeter und Magnetiseure arbeiten mit diversen Methoden der Alternativmedizin, werden jedoch aufgrund des schmalen Übergangs zur Esoterik deutlich kritischer betrachtet als andere Vertreter der medizinischen Berufe.

Alternative Heilmethoden in der Diskussion

Die alternativen Heilmethoden unterliegen der regelmäßigen Diskussion über ihren Nutzen und ihre Wirksamkeit, weil der wissenschaftliche Beleg dafür nicht oder nur teilweise erbracht ist. Kritiker bemängeln dabei nicht nur die Wirksamkeit, sondern auch die Gefahr der Falschbehandlung, da ein großer Teil der Alternativen Heilmethoden nicht über die alleinige Durchführung eines akademischen Heilberufes ausgeübt wird. Während Heilpraktiker ihre Grenzen im Rahmen ihrer Ausbildung kennenlernen, sind Behandlungen von Laien häufig geradezu als gefährlich einzustufen, da sie weder mit Wechsel- noch mit Nebenwirkungen der Behandlungen vertraut sind.

Darüber hinaus ist in einer Gesellschaft, in der die Trends weg von der Chemie, hin zur natürlichen Behandlung deutlich zunimmt, die Gefahr sehr groß, die Alternativen Heilmethoden wegen ihrer „Natürlichkeit“ als „harmlos“ einzustufen, was beispielsweise im Bereich der Phytotherapie (Pflanzenheilkunde) zu großen Problemen führen kann. Schließlich werden nicht umsonst viele pharmazeutische Produkte aus den Wirkstoffen der Heilpflanzen gewonnen, jedoch ohne die häufig risikobelasteten sekundären Pflanzenwirkstoffe ebenfalls zu verabreichen.

Auf der anderen Seite sehen die Befürworter der alternativen Heilmethoden große Vorteile darin, zumindest in großen Teilen und bei leichteren Erkrankungen die Möglichkeiten der Alternativmedizin gezielt zu nutzen. Als Komplementärmedizin stellen die Alternativen Heilmethoden eine sinnvolle Ergänzung zur klassischen Medizin dar und können häufig eine bessere Verträglichkeit beim Patienten verzeichnen.

Eine konkretere Vorgabe für die Ausbildung von Heilpraktikern und Phytotherapeuten würden hierbei sicherlich einen großen Fortschritt bedeuten, ebenso wie eine engere Zusammenarbeit von Schulmedizin und Alternativmedizin.

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