Teleskopprothesen
Eine ausgezeichnete Alternative im konventionellen Bereich des Zahnersatzes bieten sogenannte Teleskop-Prothesen. Den Namen hat diese Prothesenform vom teleskopartigen Ineinandergleiten einer Innen- und einer Außenkrone.
Vereinfacht gesagt, bilden dabei bereits überkronte, eigene Zähne den Stützpfeiler für herausnehmbare Prothesenzähne. Dabei werden den eigenen, fest überkronten Zähnen wiederum Kronen übergestülpt, an die beliebig viele Brückenelemente angegliedert sein können: Im Prinzip reicht ein einziger, eigener Pfeiler-Zahn, um eine gut sitzende Teleskop-Prothese im Ober- oder Unterkiefer aufsetzen zu können. Je mehr eigene Zähne jedoch noch vorhanden sind, desto besser verteilt sich der Kaudruck auf den gesamten Kiefer und die Mundschleimhaut. Das besondere Material sorgt gemeinsam mit dem Teleskop-Prinzip für einen besonders festen Halt sowie für eine ausgesprochene Langlebigkeit der Teilprothese. Gleichzeitig ist diese Prothese praktisch unsichtbar: Hier sind nirgendwo Ränder, Klammern oder Druckknöpfe zu sehen, die auf Zahnersatz hinweisen.
Warum kann man mit Teleskop-Prothesen so gut kauen?
Wer schon Zähne verloren hat, aber noch über einige fest sitzende Zähne verfügt, muss mit einer Teleskop-Prothese keine „Haftungsprobleme“ fürchten. Hier kann weder etwas verrutschen noch herausfallen. Denn die Primärkrone – auch Innenteleskop genannt – ist fest auf dem eigenen Zahn zementiert. In den meisten Fällen besteht sie aus einer hochwertigen Goldlegierung, manchmal auch aus einer Nicht – Edelmetall – Legierung. Auf dieser sitzt nun die Sekundärkrone bzw. das Außenteleskop. Diese Sekundärkrone besteht ebenfalls in der Regel aus einer hochgoldhaltigen Legierung und ist in die Prothese eingefasst. Die Wände der aufeinander geschobenen Teleskopteile sind exakt aufeinander abgestimmt. Durch Unterdruck und Reibung (Friktion) der Teleskopwände wird einem Herausrutschen der Prothese beim Kauen oder Sprechen entgegen gewirkt. Gleichzeitig sorgt die im Vorfeld erfolgte genaue Vermessung von Kiefer und Zahnhalteapparat dafür, dass der Kaudruck immer in Wurzelrichtung des jeweiligen überkronten Pfeiler-Zahns erfolgt. Dies kann in Verbindung mit der schienenartigen Wirkung der Prothese idealerweise sogar dazu führen, dass vorher schon leicht gelockerte Pfeiler-Zähne sich im Kiefer wieder festigen.
Der Kaudruck wird von den Außenteleskopen auf die Gesamtprothese – und damit auch auf die übrigen, teleskopüberkronten Restzähne – verteilt, so dass Kiefer und Mundschleimhaut relativ gleichmäßig und dabei gleichzeitig geringer belastet werden.
Wie wirken Teleskop-Prothesen optisch?
Wenn man keine Implantate einsetzen kann oder darf, ist – bei noch vorhandenen, relativ fest sitzenden Restzähnen – eine Teleskop-Prothese auch vom ästhetischen Standpunkt her die optimale Alternative.
Das Material lässt eine Gestaltung zu, die eine Unterscheidung der Prothese von echten Zähnen so gut wie unmöglich macht. Im Gegensatz zu anderen Zahnersatzformen, bei denen z.B. Klammern oder Druckknöpfe zum Einsatz kommen, sind weder diese Befestigungen noch lückenhafte Übergänge zur Mundschleimhaut sichtbar.
Bis vor wenigen Jahren galt es noch als Nachteil, dass die doppelten Kronen quasi auch zu „dickeren“ Zähnen führten. Mittlerweile wurde die Herstellung der Kronen jedoch dahingehend verbessert, dass die Goldschicht hauchdünn auf das jeweilige Sekundärteleskop galvanisiert wird. So gehört das früher oft geäußerte „Fremdkörpergefühl“ heute der Vergangenheit an.
Zur Stabilisierung der Teilprothese ist eine – oft schon skelettierte – Gaumenplatte notwendig. Verzichten kann man auf diese Platte meistens ab vier oder mehr Teleskopkronen, die bereits dann schon die notwendige Stabilität verleihen. Im Unterkieferbereich wird die Prothese in der Regel durch einen schmalen Unterzungenbügel stabilisiert, der bei entsprechender Anzahl der Teleskopkronen ebenfalls weggelassen werden kann.
Sichtbar sind diese Stützfunktionen in normalen Situationen nicht.
Welche Vorteile haben Teleskop-Prothesen außerdem?
Neben der Ästhetik ist es vor allem die Erweiterbarkeit der Prothese, die einen nicht zu unterschätzenden Vorteil darstellt. So ist es problemlos möglich, bei weiterem Zahnverlust die bereits vorhandene Teilprothese innerhalb kurzer Zeit so umzuarbeiten, dass sie wieder eingesetzt werden kann: Es ist also keine kostspielige Neuanfertigung notwendig!
Dasselbe gilt natürlich für Reparaturen: Verfärbte oder beschädigte Verblendungen können rasch wieder in den gewünschten Zustand versetzt werden. Auch bei Veränderungen im Kiefer, die z.B. eine Unterfütterung notwendig machen, ist die Bearbeitung der vorhandenen Prothese unkompliziert. Durch die Herausnehmbarkeit der Teilprothese lassen sich sowohl der Zahnersatz als auch die noch im Mund fest sitzenden Zähne optimal reinigen. Diese Hygiene ist wesentlicher Bestandteil der langen Lebensdauer von Teleskop-Prothesen.
Und was sind die Nachteile?
Die sind überschaubar: Gegenüber Modellguss- oder Klammerprothesen sind Teleskop-Prothesen teurer. Wiegt man die ästhetischen Gesichtspunkte und die Langlebigkeit der Teleskop-Prothese anderen Möglichkeiten gegenüber ab, so relativiert sich der finanzielle Aspekt schnell. In extrem seltenen Fällen wird das Verblendmaterial Polymethylmethacrylat nicht vertragen. Da Keramikverblendungen schnell von den Teleskopkronen abplatzen können, wird jedoch ausschließlich Kunststoff verwendet. Er wirkt weniger transparent als Keramik und ist auch weniger farbstabil. Dennoch kann keinesfalls von einem ästhetischen Mangel gesprochen werden: Bei (selten vorkommenden) Verfärbungen ist z.B. eine problemlose und kostengünstige Reinigung schon mittels Ultraschall möglich.
Wie viele Zahnarztsitzungen sind für eine Teleskop-Prothese nötig?
Schon wenige Wochen – und nicht, wie bei Implantaten notwendig, erst mehrere Monate – nach der letzten Zahnextraktion kann eine Teleskop-Prothese hergestellt werden. Dazu werden zunächst Alginatabdrücke des Ober- und des Unterkiefers abgenommen, um Gipsmodelle herzustellen. Diese dienen der exakten Herstellung der Gesamtprothese. Unter Lokalanästhesie werden anschließend die zu überkronenden Zähne abgeschliffen und zunächst mit Provisorien überkront. Für Zahnarzt und Zahntechniker ist es wichtig, dass für alle Zähne die absolut gleiche Einschubrichtung besteht, um die Teilprothese mit den Sekundärteleskopen passend herstellen zu können. Neben verschiedenen Abdrücken sind auch Gesichtsbogenmessungen erforderlich, die Teil der ersten Zahnarztsitzung sind.
Die Herstellung der Teleskop-Prothese erfolgt, wenn die Primärkronen aufgebracht sind. Fest zementiert werden sie jedoch erst, wenn auch die herausnehmbare Prothese fertig ist. Manchmal ist ein Besuch beim Zahntechniker notwendig, oft lässt sich das genaue Anpassen jedoch auch schon in der Zahnarztpraxis direkt erledigen. Vor der endgültigen Herstellung werden mit Wachsmodellen alle Besonderheiten der individuellen Kieferbeschaffenheiten und –funktionen geprüft. In der dritten und letzten Sitzung werden dann sowohl die festsitzenden Primärkeonen als auch die in der Teilprothese befindlichen Sekundärkronen eingesetzt.
Meistens lässt sich schon jetzt feststellen, wo es möglicherweise noch Druckstellen geben kann. Der Zahnarzt kann jetzt noch letzte Hand anlegen. Vor allem gilt es aber jetzt, das richtige Herausnehmen und Einsetzen der neuen Prothese zu üben. Anfangs scheinen die Sekundärkronen noch recht fest auf den Primärteleskopen zu sitzen: Mit ein bisschen Geduld und Fingerspitzengefühl sind Einschieben und Lösen der Doppelkronen voneinander jedoch bald ganz normale Vorgänge.
Wie werden Teleskop-Prothesen gepflegt?
Wie festsitzende Zähne auch! Das heißt: Täglich sollte nach jeder Mahlzeit die Teleskop-Prothese zur Reinigung herausgenommen und – wie die Restzähne – mit der Handzahnbürste bzw. der elektrischen Zahnbürste und etwas Zahnpasta gründlich gereinigt werden. Einige Zahnärzte empfehlen auch die zusätzliche Reinigung mit Prothesenreinigern, z.B. in Form von Sprudeltabletten, oder mit Ultraschall.
Eine zahnärztliche Kontrolle sollte mindestens halbjährlich erfolgen. Dies ist umso wichtiger, als das Gewebe, auf dem die Prothese lagert, sich verändern kann. Um Schäden wie Knochenabbau oder Druckstellen zu vermeiden, aber auch, um die Prothese selbst so lange wie möglich zu erhalten, kann der Zahnarzt vorsorgliche Maßnahmen ergreifen.
Wie lange hält eine Teleskop-Prothese?
Bei guter Pflege und regelmäßiger, zahnärztlicher Kontrolle hält diese Art des Zahnersatzes mindestens zehn bis 15 Jahre, in vielen Fällen auch deutlich länger. Insbesondere die so genannte Pfeilerwertigkeit der stützenden Zähne ist hierbei ausschlaggebend. Da diese Ankerzähne auch als „Stützpfeiler“ der Teleskop-Prothese dienen, ist deren Erhaltung maßgeblich. Die oben beschriebene Zahn- und Prothesenpflege sowie die regelmäßige Kontrolle durch den Zahnarzt sind daher unerlässlich, möchte man lange und unbeschwert einen Zahnersatz genießen, der – nach fest sitzenden Implantaten – als der bestmögliche gilt.
Denn damit müssen Sie keine Angst haben, in ein knuspriges Brötchen oder einen knackigen Apfel zu beißen: Dank höchster Präzision dieser im Übrigen in Deutschland entwickelten Zahnersatz-Form gehören Teleskop-Prothesen zu den Top-Produkten zahnärztlicher und zahntechnischer Kunst.