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Ist Treue altmodisch?

Bei der Frage nach den wichtigsten Aspekten einer erfüllenden Partnerschaft antworten viele Menschen mit dem Begriff „Treue“. Doch gerade in der heutigen Zeit ist aus dem früher moralisch sehr hochwertigen Begriff eine dehnbare Bezeichnung geworden. Die Beziehungsformen der Moderne sind sehr vielfältig und nicht wenige Menschen nehmen es mit der Treue längst nicht mehr so genau, wie sie es im Gespräch oder bei solchen Fragen nach den wichtigen Aspekten der Beziehung behaupten.

Dabei stellt sich die Frage, ob man heute einfach nicht mehr treu sein kann oder möchte. Was ist Treue überhaupt? Wo beginnt das Fremdgehen und wann ist es sogar erlaubt? Die wohlgerühmte Tugend der Treue scheint auf der Strecke geblieben, wenngleich ihre Verletzung wohl bis heute zu den häufigsten Trennungsgründen gehört.

Wo beginnt der Seitensprung?

Ob die Zahl der Seitensprünge in Beziehungen und Ehen im Vergleich zur Vergangenheit gestiegen ist, vermag man wohl kaum zu sagen. Sicher ist jedoch, dass man heute offener über die Thematik spricht. Im Zuge der gestiegenen Kontakte sowohl im Bereich des Privatlebens als auch im Beruf dürften sich in jedem Fall deutlich mehr Möglichkeiten ergeben. Dabei sind die Grenzen für viele Menschen fließend. Während manche Menschen bereits die intensive gedankliche Beschäftigung mit einem Vertreter des anderen Geschlechts als Bedrohung empfinden, fängt für einen anderen Menschen der Seitensprung erst bei der körperlichen Umsetzung in Form eines Kusses oder weitergehender, sexueller Handlungen an. Andere wieder sehen in der Sexualität nur die Körperlichkeit und das Ausleben von Trieben und kommen weniger gut mit einem gefühlsbetonten Seitensprung des Partners klar. Jeweils abhängig von der persönlichen Einstellung sollte man entsprechend mit seinem Partner rechtzeitig klären, was für ihn Treue ausmacht, um Missverständnisse, Vertrauensbrüche und Eifersuchtsszenen im Vorfeld zu vermeiden.

Trieb der Evolution

Bis heute gilt die monogame Beziehung in unserer westlichen Gesellschaft als die „moralisch Richtige“. Aus Sicht der Evolution jedoch versucht der männliche Vertreter einer Art zumeist sein Spermium vielfältig zu streuen, um möglichst viele Nachkommen zu zeugen. Die weibliche Seite hingegen sucht nach Qualität und lässt nur den „Besten“ zum Zuge kommen – was im Hinblick auf den Zeitraum der Schwangerschaft sowie die Geburtenzahl ebenfalls nachvollziehbar ist. Fraglich ist hingegen der Umstand, ob in unserer heutigen Zeit der Mensch noch in der Situation ist, solchen Trieben nachzugeben oder sie als Ausrede zu benutzen, um gegebenenfalls die Gefühle des Partners innerhalb der Partnerschaft zu verletzen.

Treue

Treue ©iStockphoto/Krystian Kaczmarski

Fremdgehen und Untreue

Die meisten Menschen sagen, dass in einer intakten Beziehung keiner fremdgehen würde. Entsprechend muss ein maßgebliches Defizit vorliegen, wenn einer der Partner Bestätigung oder Geborgenheit außerhalb der eigenen Partnerschaft sucht. Auch die Nicht-Erfüllung sexueller Wünsche und Bedürfnisse kann zu einem Treuebruch führen, wenn beispielsweise einer der Partner ein höheres sexuelles Bedürfnis verspürt als der andere oder Praktiken bevorzugt, welche dem eigenen Partner widerstreben. In der Regel gehören also zu einem Bruch der Treue nicht nur der Betrügende und der/die Geliebte, sondern drei: Auch der Betrogene hat zumeist im Vorfeld seinen Anteil zum Seitensprung beigetragen. Dies kann sowohl in Form von Liebesentzug, ständigen Vorwürfen und Konflikten, Misstrauen als auch in Form von Überforderung des Partners stattgefunden sein.

Bisweilen kann jedoch auch ein Seitensprung die alte Beziehung wieder beleben. Das offene, klärende Gespräch inklusive der Bereitschaft, dem Fremdgänger zu verzeihen, kann dem Paar neue Möglichkeiten eröffnen, die Partnerschaft in ihrer bisherigen Form zu überdenken. Fehlt dies, ist der Seitensprung nicht selten der erste Schritt in Richtung Trennung.

Neue Wege der Liebe

Damit die fehlende sexuelle Spannung auch in langjährigen Partnerschaften nicht immer zur Trennung führen muss, bevorzugen heute einige Menschen besondere Formen der Partnerschaft, die im klassischen Sinn zur Verletzung der Treue führen. Statt einander jedoch mit Misstrauen und Eifersucht zu begegnen, trennen diese Paare bewusst die Sexualität von der Liebe. Sie führen eine „offene Beziehung“, was bedeutet, dass die Liebe auf die mentale Ebene gehoben gilt, die körperliche Liebe jedoch auf einen bestimmten Kreis von Menschen unter dem Einverständnis des Partners ausgeweitet wird. In sogenannten „Swingerclubs“ finden solche Paare die Möglichkeit, sich mit gleichgesinnten Paaren auszutauschen. Dies kann sowohl in Form eines Partnertausches stattfinden als auch in Form eines Dreiers oder gar im Gruppensex, bei dem mehrere Personen gemeinsam dem sexuellen Akt beiwohnen und aktiv gestalten. Die neuen Erfahrungen bringen wiederum dem Paar selbst die Möglichkeit, neue Variationen des Liebesspiels auszuprobieren, an die es im alltäglichen Sexualleben bisher nicht gedacht hat.

Ein solches Agieren ist dabei natürlich nicht nur auf Swingerclubs und Co beschränkt, sondern kann auch im Privatleben umgesetzt werden. Generell sollte man bei diesen Liebesspielen jedoch die Aspekte der Verhütung und möglicher Geschlechtskrankheiten nicht außer Acht lassen, damit die sexuelle Spielerei nicht in negativen Erfahrungen mündet.

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