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Schlafstörungen

Jeden Abend begeben wir uns zu Bett, sinken ins Kissen und bald gleiten wir hinab in den Schlaf, der uns Entspannung, Erholung und Regeneration verschafft. Aber nicht nur das: Im Schlaf rekapitulieren wir Gesehenes und Erlebtes, er hilft uns, Informationen zu ordnen und traumatische Erlebnisse zu verarbeiten. Schlaf ist für uns also lebenswichtig, schlafen wir nicht, leiden psychische und physische Gesundheit. Kein Wunder, dass Schlafentzug seit jeher auch als Folterinstrument genutzt wurde: Delinquenten wurden so lange wach gehalten bis sie entweder gestanden oder zusammenbrachen. Was aber, wenn der Schlaf unter ganz normalen Umständen einfach nicht kommen will?

Unter Schlafstörungen leidet jeder einmal, sei es aufgrund einer Erkältung, schreiender Kleinkinder oder weil ein Problem oder eine Frage sich hartnäckig festgesetzt hat und nach Antwort bzw. Lösung verlangt. Diese Schlafstörungen sind meist von kurzer Dauer und treten relativ selten auf. Daneben unterscheidet man aber auch die regelmäßig wiederkehrende, anhaltende Schlafstörung, die nach und nach die Gesundheit Betroffener angreift, sie unausgeglichen, reizbar, angespannt und unkonzentriert macht.

Schlafstörungen

Schlafstörungen ©iStockphoto/Alex Bramwell

Aber wann spricht man von einer harmlosen, einmaligen Schlafstörung und ab welchem Punkt von einer behandlungsbedürftigen Dyssomnie? Erfahren Sie mehr über die am weitesten verbreiteten Schlafstörungen, ihr Ursachen und Behandlungsmethoden in den folgenden Abschnitten.

Arten von Schlafstörungen

Generell bezeichnet man Schlafstörungen als Dyssomnie. Sie zeichnen sich dadurch aus, dass der Schlaf in Bezug auf seine Dauer, Qualität oder seinen Ablauf beeinträchtigt ist. Dabei unterscheidet man prinzipiell in Einschlafstörungen, Durchschlafstörungen und Tagesmüdigkeit. Der Begriff der Einschlafstörungen umfasst alle Störungen die dazu führen, dass Betroffene nicht in den Schlaf finden. Liegt eine Durchschlafstörung vor, wachen die Patienten im Schlaf auf und finden schlecht wieder zur nächtlichen Ruhe. Ein- und Durchschlafstörungen fasst man an manchen Stellen auch unter der Bezeichnung Insomien zusammen. Die Tagesmüdigkeit zeichnet sich dadurch aus, dass Betroffene tagsüber aus ganz unterschiedlichen Gründen derart müde sind, dass sie zwischenzeitlich einschlafen. Sie ist auch unter dem Namen Hypersomnie bekannt.

Eine Einteilung aller möglichen Schlafstörungen ist allerdings nicht so einfach wie es scheint: Verschiedene Quellen widersprechen sich, obwohl viele Einteilungen auf der „International Classification of Sleep Disorders“ beruhen. Auch der nachfolgende Überblick, der jedoch keinen Anspruch auf Vollständigkeit erhebt, orientiert sich an dieser Basiseinteilung.

Intrinsische Schlafstörungen

Intrinsische Schlafstörungen bedeutet wörtlich übersetzt: Schlafstörungen, die von innen kommen. Oder anders ausgedrückt: Die Ursache für die Schlafstörung ist im weitesten Sinne kein äußerer Einfluss, sondern sie ist im Organismus selbst zu finden. Zu diesen Ursachen zählen beispielsweise vergleichsweise harmlose Atemwegserkrankungen, aber auch schwerere körperliche und/oder seelische Erkrankungen. Dass die Auslöser für eine intrinsische Schlafstörung im Körper selbst zu suchen sind bedeutet aber nicht, dass externe Faktoren bei der Entstehung der Schlafstörung keine Rolle spielen: Externe Faktoren können durchaus verstärken, was interne Faktoren bereits hervorgerufen haben. Genauso ist es möglich, dass zuerst eine extrinsische Schlafstörung vorlag, die sich zu einer intrinsischen Schlafstörung weiterentwickelt hat.

Zu den intrinsischen Formen der Schlafstörung zählen Insomnie und Hypersomnie genauso wie Bewegungs- und Atemregulationsstörungen. In der Folge haben Betroffene mit Erkrankungen wie der Narkolepsie oder dem Restless-Leg-Syndrom zu kämpfen. Was man unter all diesen Formen der Schlafstörungen versteht, welche Erkrankungen auftreten können und womit Betroffene rechnen sollten, erfahren Sie in den nächsten Abschnitten.

Insomnie

Häufig nutzt man den Begriff Insomnie, um Schlafstörungen oder Schlaflosigkeit allgemein zu bezeichnen. Aber das ist nicht ganz richtig: Eine Insomnie (auch: Hyposomnie) ist nur eine von vielen Schlafstörungen, wenn auch eine der am weitesten verbreiteten. Ganz allgemein gesprochen ist die Insomnie eine Schlaflosigkeit, sprich: Betroffene schlafen nur ungenügend, was ihre Leistungsfähigkeit entsprechend beeinträchtigt.

Eine Insomnie kann in drei verschiedenen Ausprägungen auftreten: In Form der psychophysiologischen Insomnie, der idiopathischen Insomnie und der Fehlbeurteilung des Schlafes. Am weitesten verbreitet ist die chronische psychophysiologischen Insomnie: Darunter versteht man im Prinzip eine erlernte Schlaflosigkeit, die aufgrund chronischer oder akuter psychischer und physischer Belastungen auftritt, sich dann aber verselbständigt. Zu diesen Belastungen zählt Stress ebenso wie eine Erkrankung, beispielsweise eine Schilddrüsenerkrankung, eine Atemwegserkrankung oder hormonelle Störungen. Sie wird häufig dadurch verschlimmert, dass Betroffene sich wünschen, endlich einzuschlafen und somit Druck aufbauen, der erst recht nicht zum Einschlafen führt. Häufig findet man dafür übrigens auch die Bezeichnung „primäre Insomnie“. Sie geht mit keinerlei psychischen Erkrankungen einher. Die idiopathische Insomnie dagegen ist keine erlernte Schlaflosigkeit, die sich erst mit der Zeit entwickelt, sondern besteht seit Kindheit an. Sie ist nicht abhängig von Umweltbedingungen.

Die Fehlbeurteilung des Schlafes nennt man häufig auch Pseudoinsomnie: Sie zeigt ganz ähnliche Symptome wie bei der psychophysiologischen Insomnie, im Schlaflabor ist jedoch keine Störung auszumachen.

Hypersomnie

Die Hypersomnie ist auch unter der Bezeichnung Tagesschläfrigkeit bekannt, was gut beschreibt, was sie im Generellen ausmacht: Betroffene werden tagsüber, also in ihrer eigentlichen Wachphase, immer wieder von Anfällen von Schläfrigkeit überkommen, die ein normales Maß übersteigen. Grob unterscheidet man drei Formen der Hypersomnie, aber auch die Narkolepsie zählt zu dieser Form der Schlafstörung.

Die Hypersomnie unterscheidet man noch einmal in die rezidivierende, die idiopathische und die posttraumatische Hypersomnie. Erstere erkennt man daran, dass immer wieder an mehreren Tagen hintereinander eine anhaltende Schläfrigkeit einstellt. Diese Phase kann sich bis zu zwölfmal pro Jahr wiederholen. Diese Form der Hypersomnie geht oft einher mit enthemmten Verhaltensweisen (z.B. Fresssucht), aber auch mit psychischen Symptomen wie beispielsweise Depressionen, Verwirrtheit oder Aggressivität.

Die Ursachen der idiopathischen Hypersomnie sind noch nicht ganz geklärt, man vermutet aber eine zentralnervös bedingte Störung. Bei dieser Form der Hypersomnie können die Betroffenen nachts normal schlafen, ihre Schlafperiode ist in manchen Fällen auch verlängert. Dazu kommen stundenlange Schlafperioden tagsüber, die allerdings nicht erholsam wirken.

Die posttraumatische Hypersomnie tritt kurz nach einem Trauma auf. Sie bleibt nicht dauerhaft bestehen, kann Betroffene aber mehrere Monate lang belasten. Erschöpfung, eine geringe Merkfähigkeit und Kopfschmerzen begleiten sie.

Ein Sonderfall ist die Narkolepsie: Narkoleptiker wirken auf ihre Mitmenschen meist belustigend, weil sie ohne Vorwarnung und willkürlich einschlafen. Diese Schlafperioden am Tag wirken erfrischend auf Betroffene, die häufig auch unter einem gestörten Nachtschlaf leiden. Häufig schlafen Narkoleptiker nicht einfach nur ein, auch eine intensive Gemütserregung, Halluzinationen beim Einschlafen, Lähmungen und der vollständige Verlust der Muskelspannung gehen damit einher. Die Diagnose bei Narkolepsie ist vergleichsweise einfach: Alle Betroffenen besitzen das HLA-DR2-Antigen. Kann es im Blut nicht nachgewiesen werden, ist eine Narkolepsie ausgeschlossen.

Atemregulationsstörungen

Besonders die Atemregulationsstörungen sind es, die in den Medien immer wieder gern aufgenommen werden. Zu ihnen zählen eine Form der Hypoventilation und verschiedene Ausprägungen der Schlafapnoe. Unter einer Schlafapnoe versteht man im Allgemeinen Atemaussetzer beim Schlafen: Die Betroffenen hören für mindestens zehn Sekunden einfach auf zu atmen. Diese Störung ist potenziell lebensgefährlich: Setzt der Atem für eine zu lange Zeit aus, sinkt der Blutsauerstoff zu stark ab, die Organe können nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff versorgt werden und es kommt zum Organversagen.

Schlafapnoe-Patienten wissen meist lange Zeit nicht, dass sie darunter leiden: Zwar wachen viele von ihnen bei oder nach einem Atemaussetzer kurzzeitig auf, sie erinnern sich nach dem Aufstehen aber nicht daran. In der Regel beobachten nur andere diese Atemaussetzer, die meist mehrmals pro Stunde auftreten. Schlafapnoe-Patienten schlafen meist gut, sind aber nach dem Schlaf nicht erfrischt. Tagsüber sind sie meist schläfrig und schlafen manchmal auch unwillkürlich ein.

Eine weitere Form der Atemregulationsstörungen ist das zentrale alveoläre Hypoventilationssyndrom. Hierbei kommt es durch eine Schwächung des Atemantriebs aufgrund einer Störung der Atmungskontrolle zur Hypoventilation: Betroffene atmen schnell und flach, sie haben das Gefühl, keine Luft zu bekommen und wachen dadurch auf. Das zentrale alveoläre Hypoventilationssyndrom hat neurologische Ursachen, kann also auch nur durch eine neurologische Behandlung therapiert werden.

Bewegungsstörungen

Auch Bewegungsstörungen sind in der Lage, den nächtlichen Schlaf spürbar zu stören. Man unterscheidet hierbei zwei Arten: Die periodischen Bewegungen der Gliedmaßen und das Restless-Leg-Syndrom (RLS).

Bei den periodischen Bewegungen der Gliedmaßen dürfte schnell klar sein, was sie bezeichnen: Während des Nachtschlafs treten immer wieder stereotype Bewegungen auf, von denen die Betroffenen schließlich aufwachen. So werden beispielsweise die Zehen bewegt oder Gelenke gebeugt, bis sogenannte Arousals, also Weckreaktionen, auftreten. Mindestens fünf dieser Bewegungen führen die Betroffenen im Schlaf pro Stunde aus. Die periodischen Bewegungen der Gliedmaßen sind auch unter anderen Bezeichnungen wie beispielsweise „nächtlicher Myoklonus“ bekannt und treten vermehrt im Alter auf.
Das Restless-Leg-Syndrom (RLS) zählt ebenfalls zu den Bewegungsstörungen. Es wird auch als Syndrom der ruhelosen Beine oder Wittmaack-Ekborn-Syndrom bezeichnet. RLS ist eine neurologische Erkrankung, die sich darin ausdrückt, dass Patienten in den Beinen (selten auch in den Armen) Gefühlsstörungen und einen intensiven Bewegungsdrang verspüren. Die Störungen treten meist abends oder nachts auf, manchmal begleitet von Zuckungen. In der Folge haben RLS-Betroffenen enorme Schwierigkeiten ein- bzw. durchzuschlafen. So kommt es zu Tagesmüdigkeit und einer Verschiebung des Tag-Nacht-Rhythmus, begleitet von typischen Symptomen wie Erschöpfung, Konzentrationsschwäche oder Vergesslichkeit. Das Restless-Legs-Syndrom tritt vermehrt bei Schwangeren oder Patienten mit Stoffwechselerkrankungen auf, Frauen sind davon tendenziell häufiger betroffen als Männer.

Extrinsische Schlafstörungen

Im Gegensatz zu den intrinsischen Störungen liegen Entstehung und Entwicklung der extrinsischen Insomnien in äußeren Faktoren begründet. Äußere Faktoren können eine ungewohnte Schlafatmosphäre ebenso umfassen wie Nachtarbeit oder die Einnahme von Medikamenten. Im Gegensatz zu intrinsischen Störungen liegen den Insomnien also nicht primär psychologische oder physiologische Störungen zugrunde.

Extrinsische Schlafstörungen lassen sich deutlich schneller und einfacher beseitigen als intrinsische Störungen – meist reicht bereits eine Verhaltensänderung, um eine Besserung zu erreichen. Das gilt aber natürlich nur für den Fall, dass sich aus der eigentlich extrinsischen Störung keine intrinsische entwickelt hat. Deshalb gilt: Schlafstörungen sollten ernst genommen und schnellstmöglich therapiert werden. In den folgenden Abschnitten erfahren Sie mehr über die verschiedenen Formen der extrinsischen Störung.

Verhaltens- und umgebungsbedingte Schlafstörungen

Wer kennt es nicht: Man fliegt in den lang ersehnten Urlaub, freut sich auf Ruhe und Entspannung – und kann in seinem Hotelbett einfach nicht einschlafen. Es ist zu warm, die Matratze unbequem, die Straße zu laut. Wer diese Situation schon einmal erlebt hat weiß, wie sich Patienten mit verhaltens- und umgebungsbedingten Schlafstörungen fühlen: Umwelteinflüsse und Verhaltensweisen führen zu Schlaflosigkeit und Tagesschläfrigkeit, was stets in Verbindung mit Konzentrationsschwäche, Vergesslichkeit usw. einhergeht.
Bei den verhaltens- und umgebungsbedingten Schlafstörungen unterscheidet man prinzipiell fünf Ausprägungen: Eine inadäquate Schlafhygiene, umweltbedingte Schlafstörungen, höhenbedingte Schlafstörungen, anpassungsbedingte Schlafstörungen und das Schlafmangelsyndrom.

Je nach Ausprägung können unterschiedliche Ursachen für die Schlaflosigkeit in Frage kommen: Durchaus viele Patienten klagen über Insomnie, die sehr unregelmäßige Schlafzeiten haben, tagsüber häufig schlafen oder vor dem Zubettgehen Aktivitäten nachgehen, die eher anregen als beruhigen – typische Fälle von schlechter Schlafhygiene also. Unter die Bezeichnung umweltbedingte Schlafstörungen fallen alle die Störungen, die von Umweltfaktoren verursacht werden, beispielsweise störende Licht- oder Temperaturverhältnisse im Schlafraum. Höhenbedingte Schlafstörungen treten in der Regel in größeren Höhen ab etwa 4.000 Metern auf. Die Schlafstörung ist hier offenbar mit der Umstellung auf die relativ dünne Höhenluft verbunden, was auch erklärt, warum es dabei häufig zu Hypoxie, also zum Hypoventilieren, kommt. Anpassungsbedingte Schlafstörungen schließlich werden durch besondere oder neue Situationen hervorgerufen, die eine meist kurzzeitige Schlaflosigkeit hervorrufen.

Das Schlafmangelsyndrom tritt immer dann auf, wenn zu wenig geschlafen wurde, das Problem kennen beispielsweise junge Eltern: Bei chronischem Schlafmangel folgt Schläfrigkeit am Tag, Betroffene fühlen sich reizbar, unruhig und unkonzentriert. Sie könnten auf der Stelle einschlafen, wenn sie Gelegenheit dazu hätten. Nach einigen Nächten, in denen länger geschlafen werden kann, verschwindet das Syndrom jedoch ohne weitere Behandlung.

Schlafstörungen im Kindesalter

Unter den Schlafstörungen gibt es durchaus einige, die vorwiegend im Kindesalter auftreten und verschwinden, je älter die Kinder werden. Zu den häufigsten Schlafstörungen zählen hier die Insomnie aufgrund mangelnder Schlafdisziplin, durch das Fehlen des gewohnten Schlafrituals, durch Nahrungsmittel-Allergien oder durch nächtliches Essen und Trinken.

Eine Insomnie aufgrund mangelnder Schlafdisziplin tritt immer dann auf, wenn ein Kind keine festen Zeiten kennt, in denen es zu Bett geht, gerade Babys und Kleinkinder benötigen Routinen und Rituale, um sich sicher und wohl zu fühlen. Dazu zählt auch, dass ein Kind immer zur gleichen Zeit schlafen geht: Der Körper des Kindes stellt sich nach einer Weile darauf ein, das Kind wird automatisch ruhiger und schläfrig, wenn die Zubettgehzeit heranrückt. Fehlen diese festen Zeiten, fällt es dem Kind schwer einzuschlafen – was es meist lautstark zum Ausdruck bringt.

Damit verbunden ist auch die Insomnie aufgrund eines fehlenden Schlafrituals: Die meisten Kinder haben ein Einschlafritual, sie wissen auch schon mit wenigen Wochen oder Monaten, dass bestimmte Personen sie zu Bett bringen, dass sie vorher gefüttert und gewickelt werden usw. Kinder verbinden das Einschlafen nach gewisser zeit automatisch mit bestimmten Personen, Gegenständen und Abläufen. Fehlt etwas davon oder ist der Ablauf gestört, fällt es dem Kind schwer einzuschlafen.

Neben Einschlafstörungen findet man bei Kindern und Babys häufig auch Insomnien aufgrund der Nahrung oder Nahrungsaufnahme: Nahrungsmittelallergien und -unverträglichkeiten bewirken, dass Kinder aus dem Schlaf erwachen. Häufig leiden sie dann unter Verdauungsproblemen oder Bauchschmerzen, was Erregungszustände und damit verbunden auch Insomnien hervorruft. Eine weitere Ursache für Insomnien vorrangig bei Kindern ist nächtliches Essen oder Trinken: Die Betroffenen wachen nachts auf und können erst dann wieder einschlafen, wenn sie etwas gegessen oder getrunken haben. Diese Störung kann bis ins Erwachsenenalter auftreten.

Medikamentös/toxisch indizierte Schlafstörungen

Insomnien treten auch dann auf, wenn Betroffene Medikamente im Übermaß zu sich nehmen. Als die bekanntesten Schlafstörungen gelten hierbei Insomnien bei Hypnotikaabhängigkeit und bei Stimulanzienabhängigkeit. Unter Hypnotika werden im Allgemeinen Schlafmittel zusammengefasst, es handelt sich also um eine Abhängigkeit von Schlafmitteln, die Schlaflosigkeit verursacht. Der Effekt tritt vor allem bei einer länger andauernden Einnahme von Hypnotika ein: Nach einer gewissen Zeit hat sich der Körper an die Gabe von Hypnotika gewöhnt, so dass eine höhere Dosis notwendig ist, um ein- und durchschlafen zu können. Auch das Absetzen von Hypnotika kann zu erneuten Insomnien führen. Daneben geht auch die Einnahme oder Absetzung von Stimulanzien mit Schlafstörungen einher.

Stimulanzien werden im Volksmund auch als Aufputschmittel bezeichnet, zu ihnen gehören Amphetamine und Ephedrin genauso wie beispielsweise Kokain, aber auch Koffein oder Nikotin. Häufig zu beobachten: Die Einnahme führt zu Insomnien, die Absetzung nach einer längeren Einnahmeperiode zu Hypersomnien.
Nicht nur Medikamente und „Volksdrogen“ wie Nikotin oder Koffein führen zu Schlaflosigkeit, auch Alkohol ist eine mögliche Ursache. Fördert Alkohol bei gelegentlichem Konsum noch das Einschlafen (die Schlafqualität allerdings weniger), führt ein regelmäßiger Konsum bereits nach relativ kurzer Zeit zu Schlaflosigkeit durch die in der Nacht auftretenden Entzugssymptome.

Darüber hinaus treten Schlafstörungen auch bei Vergiftungen auf. Dabei ist zu unterscheiden zwischen zwei Effekten: Einerseits können Schwermetalle und organische Gifte zu Erregungszuständen in Verbindung mit Schlaflosigkeit führen, andererseits kann es dabei aber auch zu einer zentralnervösen Dämpfung mit Somnolenz, also einer ungewöhnlichen Benommenheit oder Schläfrigkeit, kommen.

Parasomnien

Übersetzt man den Begriff Parasomnien aus dem Griechischen bzw. Lateinischen wird schnell klar, worum es sich dabei handelt: Um Auffälligkeiten, die während des Schlafs auftreten. Betroffene finden also zwar in den Schlaf, legen in dieser Zeit aber ungewöhnliche Verhaltensmuster an den Tag.

Zu den Parasomnien zählen neben so bekannten Auffälligkeiten wie Schlafwandeln oder Schlaftrunkenheit auch ungewöhnlichere Störungen. Nächtliche Wadenkrämpfe gehören beispielsweise ebenso dazu wie Sprechen im Schlaf, aber auch Albträume, Schlaflähmungen, Zähneknirschen bis hin zum plötzlichen Kindstod. Die Spanne der Auffälligkeiten, die zu den Parasomnien zählen ist also relativ groß. Es bietet sich daher an, sie in Gruppen einzuteilen: Man unterscheidet Aufwachstörungen, Störungen im REM-Schlaf, Störungen beim Übergang zwischen Wach- und Schlafphase und andere Störungen.

Aufwachstörungen sind bei Kindern gutartig, sie treten eher bei Erwachsenen oder nach traumatischen Erlebnissen auf – besonders dann, wenn der Schlaf besonders tief ist, etwa bei Einnahme von Schlafmitteln. Eine Therapie ist nur im Einzelfall notwendig.

Störungen, die beim Übergang zwischen Wach- und Schlafphase auftreten, sind häufig, aber in der Regel nicht besorgniserregend. Zu ihnen zählen etwa Einschlafzuckungen oder Sprechen im Schlaf, aber auch Wadenkrämpfe, die meist ein Zeichen von Mineralstoffmangel sind.

Die REM-Schlafparasomnien beeinträchtigen bereits nicht nur den Patienten, sondern möglicherweise auch andere Schlafende: Zu ihnen zählen beispielsweise Albträume und Schlaflähmungen, aber auch schmerzhafte Erektionen, kurze Herzstillstände oder das Schenck-Syndrom. Bei letzterem fehlt die Lähmung der Muskulatur im Schlaf, der Träumende agiert im Schlaf und verletzt möglicherweise sich selbst oder Andere. Einige dieser Symptome weisen auf körperliche Fehlfunktionen hin und müssen ärztlich behandelt werden.

Die Gruppe der anderen Parasomnien umfasst vom Zähneknirschen über Bettnässen und Schnarchen bis hin zum plötzlichen Kindstod alles. Die Ursachen sind vielfältig, zum Teil aber auch nicht bekannt. So vielfältig die Symptome, so vielfältig auch der Therapieansatz: Das Schnarchen kann beispielsweise durch einen korrektiven Eingriff beendet werden, das Zähneknirschen mittels Aufbissschienen und eventuell einer Psychotherapie.

Schlaf-Wach-Rhythmusstörungen

Unter einer Schlaf-Wach-Rhythmusstörung versteht man im Allgemeinen Schlafprobleme, die entweder aus einer Störung des biologischen Schlaf-Wach-Rhythmus oder aber aus einer Diskrepanz zwischen innerem Zeitempfinden und äußerer Zeit resultieren. Häufig ist letzteres Problem bei Fernreisen zu beobachten: Unsere innere Uhr geht richtig, aber durch die Zeitverschiebung, etwa bei einem Transatlantikflug, herrscht am Zielort eine andere Zeit und ein anderer Schlaf-Wach-Rhythmus.

Der Effekt für einige Tage: Wir können nicht schlafen, wenn alle anderen Menschen am Zielort schlafen oder sind bereits sehr früh müde. Der Körper benötigt einige Tage, um sich an die veränderten Schlafzeiten zu gewöhnen.

Aber Schlaf-Wach-Rhythmusstörungen treten auch bei anderen Gelegenheiten auf, beispielsweise bei Schichtarbeitern, die gegen ihren natürlichen Schlafrhythmus arbeiten. Den Körper, aber auch die Psyche, belastet diese Praxis umso mehr, je häufiger die Tageszeiten wechseln, an denen gearbeitet wird – der Körper muss sich ständig auf einen neuen Schlafrhythmus umgewöhnen.

Unter einer Schlaf-Wach-Rhythmusstörung versteht man aber auch, wenn das Schlaf-Wach-Muster unregelmäßig verläuft, also immer wieder unvorhersehbare Schlafphasen in Wachphasen auftreten. Ebenfalls zu den Schlaf-Wach-Rhythmusstörungen zählen eine Abweichung vom 24-Stunden-Rhythmus sowie das vorverlagerte und das verzögerte Schlafphasensyndrom, das vor allem entweder relativ alte oder relativ junge Menschen betrifft.

Schlaf-Wach-Rhythmusstörungen werden relativ stark von den Lebensgewohnheiten der Betroffenen beeinflusst: Wer beispielsweise spät isst und spät ausgeht, dafür aber auch spät zu Bett geht und spät aufsteht, unterstützt eine eventuell bereits vorhandene Rhythmusstörung. Werden diese Störungen nicht therapiert, kann es zu Ermüdungserscheinungen am Tag, aber auch zu Erkrankungen von Herz und Kreislauf bzw. von Magen und Darm kommen.

Therapie von Schlafstörungen

Insomnien stören nicht nur einfach den Schlaf, sie beeinflussen damit auch stark die Lebensqualität Betroffener. Viele Menschen nehmen ihre Schlafstörungen nicht ernst oder finden sich damit ab, erst wenn ihr Leidensdruck zu groß ist, vertrauen sie sich einem Mediziner an. Dabei müsste der Leidensweg gar nicht so lang sein: Insomnien lassen sich gut und vergleichsweise schnell diagnostizieren, die anschließende Therapie kann schnell einsetzen.

Die Therapie von Schlafstörungen beschränkt sich keineswegs nur auf Medikamente, wenngleich diese häufig – und manchmal auch zu schnell und unbedacht – zum Einsatz kommen. Viele Betroffene greifen zu frei verkäuflichen „Schlaftabletten“, statt die Ursachen der Insomnie abklären zu lassen. Aber es muss nicht immer die chemische Keule sein: Schon eine richtige Schlafhygiene oder Entspannungstechniken können zu einem gesunden Schlaf verhelfen. Welche Möglichkeiten generell bestehen und inwiefern ein Schlaflabor bei der Therapie hilfreich sein kann, erfahren Sie in den nächsten Abschnitten.

Schlaflabor und Schlafambulanz

In Deutschland gibt es mehr als 300 anerkannte schlafmedizinische Zentren, die ein Schlaflabor beherbergen. Die Spezialisten im Schlaflabor kommen immer dann zum Einsatz, wenn Schlafstörungen bereits länger auftreten und eine Behandlung nicht anschlägt oder wenn der Verdacht auf organisch bedingte Schlafstörungen besteht. Auch bei besonderen Verhaltensweisen im Schlaf kommt ein Aufenthalt im Schlaflabor in Betracht.

Bevor ein Betroffener in ein Schlaflabor zu einer sogenannten Nachtableitung überwiesen wird gibt es auch die Möglichkeit einer Schlafambulanz: In einer Schlafsprechstunde können Betroffene ein ausführliches Gespräch mit einem Experten führen. In der Regel müssen sie ein Schlafprotokoll führen und einen Schlaffragebogen ausfüllen, die in einem zweiten Gespräch ausgewertet werden. Im Anschluss ist es häufig möglich, an einem Schlaftraining teilzunehmen, das einen gesunden und erholsamen Schlaf wieder ermöglichen soll – vorausgesetzt es ist kein Aufenthalt im Schlaflabor angezeigt.
Ist eine stationäre Schlaflaboruntersuchung notwendig, geschieht Folgendes: Patienten verbringen zwei, in Sonderfällen auch drei oder vier Nächte im Schlaflabor, wo sie am Abend versuchen zu schlafen. Im Schlaf werden verschiedene Kennwerte mittels Elektroden gemessen, die Aufschluss über Schlafverlauf, -tiefe und -qualität geben sollen. Ergänzt werden diese Daten durch körperliche Parameter: Ein EKG überprüft den Herzschlag, aber auch Atmung, Bewegungen usw. werden dokumentiert. Mehrere Nächte sind deshalb notwendig, weil Patienten in der ersten Nacht paradoxerweise meist gut, in jedem Fall aber anders als zu Hause schlafen.

Medikamente

Medikamente kommen immer dann zum Einsatz, wenn Patienten erheblich unter ihrer Schlaflosigkeit leiden. Was allerdings immer beachtet werden muss: Medikamente beheben nicht die Ursache(n) der Schlaflosigkeit, sondern lediglich das Symptom. Zudem haben einige Präparate starke Nebenwirkungen, die meisten von ihnen führen zu einer physischen und psychischen Abhängigkeit. Schlaffördernde Medikamente sollten also immer nur kurzzeitig, immer unter ärztlicher Aufsicht und stets in Verbindung mit weiteren Therapiemaßnahmen eingenommen werden.

Als Schlafmittel kommen die unterschiedlichsten Substanzen in Frage, die vor allem nach Art, Schwere und Ursache der Schlafstörung eingesetzt werden. Zu den wohl harmloseren zählen Medikamente auf pflanzlicher Basis, beispielsweise auf Grundlage von Baldrian, Hopfen, Lavendel oder Passionsblume. Aber Achtung: Nur weil die Basis pflanzlich ist, bedeutet das nicht, dass das Medikament damit ungefährlich ist und jederzeit unbegrenzt eingenommen werden kann! Als Schlafmittel kommen aber auch beispielsweise Antidepressiva und Neuroleptika zum Einsatz, beides Wirkstoffgruppen, die sonst in der Psychotherapie Einsatz finden. Als Schlafmittel der ersten Wahl gelten aber vor allem Benzodiazepine: Sie wirken nicht nur beruhigend und dämpfend, sie verfügen auch über angstlösende, entspannende und antiaggressive Wirkung bei relativ wenigen Nebenwirkungen. Dabei erleichtern sie das Einschlafen aber nur und erzwingen es nicht wie ältere Schlafmittel. Benzodiazepine finden nicht nur als Schlafmittel, sondern auch als Angstlöser Einsatz.

Im Umgang mit Medikamenten, die schlaffördernd wirken, gilt es immer auf Wechselwirkungen und eine verantwortungsvolle Einnahme zu achten. Schlafmittel sollten nie abrupt, sondern immer nach einem Plan abgesetzt und niemals eigenmächtig in ihrer Dosierung verändert werden.

Nicht-medikamentöse Therapie

Im Fall von Schlafstörungen sind Medikamente zwar schnelle Helfer bei großem Leidensdruck, sie stellen aber immer der letzte Mittel der Wahl dar. Viel eher als Medikamente kommen verschiedene Therapien und Techniken zur Anwendung, die allein schon eine deutliche Verbesserung und Normalisierung des Schlafes bewirken können. Da diese Therapieformen primär die Ursache der Schlafstörung zu behandeln versuchen, werden sie in der Regel parallel zu schlaffördernden Medikamenten eingesetzt, die lediglich das Symptom – die Schlafstörung – bekämpfen.

Als erste Maßnahme wird in der Regel eine verbesserte Schlafhygiene empfohlen, also die Einhaltung von Regeln, die einen gesunden Schlaf fördern. Lesen Sie mehr dazu im folgenden Abschnitt. Daneben kommen häufig Entspannungstechniken wie etwa das Autogene Training oder die progressive Muskelentspannung zum Einsatz: Sie helfen, das Erregungsniveau zu senken und somit zur für den Schlaf nötigen Ruhe und Entspannung zu führen. Ein die Stimulus-Kontrolle führt häufig zum Erfolg: Hier versucht man, das Verhalten im Bett zu ändern. Denn: Wer im Bett liest, fernsieht, isst, grübelt, döst usw., für den ist das Bett nicht mehr ein Ort der Ruhe, sondern der Aktivität, was dazu führt, dass hier nicht mehr geschlafen werden kann.

In jedem Fall ärztlich überwachte bzw. durchgeführte Therapieformen sind die Schlafrestriktion und die Psychotherapie. Bei der Schlafrestriktion besteht das Ziel darin, durch eine Festlegung von Schlafzeiten und maximaler Schlafdauer den Schlaf zu fördern. Die Psychotherapie kommt immer dann zum Einsatz, wenn psychische Probleme wie etwa eine Depression Ursache der Schlafprobleme sind.

Schlafhygiene

Die Einhaltung einer Schlafhygiene kann unabhängig von Medikamenten und Therapien zu einem erholsamen Schlaf führen. Unter Schlafhygiene versteht man dabei die Einhaltung von Regeln, die einen gesunden Schlaf fördern. Die meisten dieser Regeln werden Betroffenen sicher bekannt vorkommen: Regelmäßige Schlafenszeiten zählen ebenso dazu wie Zubettgeh-Rituale oder die Vermeidung von Kaffee oder Alkohol vor dem Schlafengehen. Aber wussten Sie schon, dass auch Rauchen nach 19:00 oder ein spätes Abendessen zu Schlafstörungen führen können? Auch Sport am Abend sollte vermieden werden: Zwar ist Sport generell gesundheitsfördernd und nach sportlicher Betätigung können die meisten Menschen abends besonders gut einschlafen. Treibt man aber relativ spät Sport, ist der Körper noch auf Aktivität und Stress eingestellt, das Einschlafen fällt dann schwerer.

Sehr sinnvoll ist die Schaffung einer Entspannungs- und Beruhigungsphase zwischen Alltag und Zubettgehen: Wer noch bis kurz vor dem Einschlafen Probleme diskutiert, arbeitet usw., ist trotz Müdigkeit sonst möglicherweise noch zu sehr mental beschäftigt, um einschlafen zu können. Übrigens: Auch auf Fernsehen vor dem Schlafen sollte verzichtet werden – vor allem auf Krimis, Horrorfilme & Co.
Wer nachts aufwacht, sollte vermeiden helles Licht zu machen oder etwas zu essen: Der Körper schaltet sonst automatisch auf „wach“ und schlimmer noch, man wacht die nächsten Nächte wieder auf, weil der Körper nach Nahrung verlangt. Ebenfalls vermeiden sollte man den Blick auf die Uhr – er erzeugt nur Druck, jetzt endlich einzuschlafen.

Übrigens: Auch Mittagsschläfchen können den Schlaf-Wach-Rhythmus stark durcheinanderbringen bzw. den Schlafdruck am Abend deutlich reduzieren. Einzige Ausnahme: Ein Kurz-Schläfchen von maximal 20 Minuten Dauer, das aber auf keinen Fall mehr nach 15 Uhr stattfinden sollte.

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